Recklinghausen. Afrika im Kunstspiegel: Ângela Ferreira ist in Mosambik geboren, in Südafrika wuchs sie auf. In Recklinghausen zeigt sie nun ihre Arbeiten.
Wenn Ângela Ferreira ihr komplexes Koordinatensystem zwischen Kolonialismus und Kunst der radikalen Moderne nun zu den Ruhrfestspielen auslegt, ist das eine eher spröde Angelegenheit: Vier Objekte liegen da auf dem Boden der Kunsthalle, aus Holz, Metall, Zement und Plastik, mit Blöcken, Rohren, Gittern, die nur so tun, als hätten sie einen Zweck. Hinten an der Wand zwölf Fotografien. Sie zeigen ein südafrikanisches Wohnungsbauprojekt, das darin bestand, sanitäre Anlagen und Wasseranschlüsse auf minimalen Grundstücken zu errichten und darauf zu warten, dass sich Menschen ein Haus drumherum bauen. Nach sechs Jahren war immer noch kein Haus da – es blieb eine bizarre Landschaft voller ungenutzter Anschlüsse. Die Unsinns-Objekte sind Ferreiras ironischer Kommentar.
Die Hintergründe ihrer Arbeit sind QR-Codes zu entnehmen, wer ohne Smartphone in die Ausstellung geht, sollte zusehen, eine Führung zu bekommen. Die Bezüge zu russischen Konstruktivisten der 1920er-Jahre in der obersten Etage sind noch relativ offensichtlich: mit einem drahtstarken Funkturm, der sich klanglich vor der südafrikanischen Lyrikerin Ingrid Jonker verbeugt (deren Gedicht „Die Kind“ wurde 1994 von Nelson Mandela zur Eröffnung der ersten südafrikanischen Nationalversammlung zitiert), und algerischen Briefmarken in XXL an der Wand.
Afrikanische Folklore trifft auf Country-Rock
In der mittleren Etage geben zwei Filme mit afrikanischer Folklore hier und Country-Rock dort auf einem hölzernen Leinwand-Konstrukt wechselweise den Ton an. Aber dass sich die 1958 in Mozambik geborene, in Südafrika aufgewachsene und heute in Lissabon lebende Ângela Ferreira hier auch mit dem Minimalisten-Papst Donald Judd auseinandersetzt, darauf muss man erst einmal kommen. Oder gebracht werden.