Essen. Klaus Voormann, der „Fünfte Beatle“, wird am Samstag 85 Jahre alt. Er hat in der Musikgeschichte tiefe Spuren hinterlassen.

Wenn jemand unbestritten seit Jahrzehnten den Ehrentitel „Fünfter Beatle“ tragen darf, muss da schon eine Menge passiert sein im Dienste der Musik. Ein Star ist Klaus Voormann dennoch nie geworden, eher der perfekte Sideman, zudem ein großartiger Grafiker.

Wer das Glück hatte, mal einige Stunden mit dem gebürtigen Berline verbringen zu dürfen, erinnert sich an einen tiefenentspannten, freundlichen, bescheidenen, komplett allürenfreien Menschen, der den authentischen Eindruck vermittelte, dass er einfach immer noch nicht fassen kann, wie viel Glück er im Leben hatte. Am Samstag feiert Voormann seinen 85. Geburtstag – und darf auf eine Vita zurückblicken, die tiefe Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen hat. Ein paar Beispiele gefällig?

Er spielte den Bass ein bei Klassikern wie „Imagine“ oder „You’re So Vain“: Klaus Voormann.
Er spielte den Bass ein bei Klassikern wie „Imagine“ oder „You’re So Vain“: Klaus Voormann. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Klaus Voormann, der gelernter Grafiker ist und schon früh zum engsten Freundeskreis der Beatles zählte, hat auf Bitten John Lennons 1966 das berühmte Cover für das Album „Revolver“ gestaltet – das ihm einen Grammy einbrachte. Klaus Otto Wilhelm Voormann, der aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammt, begleitete die Beatles seit ihren Hamburger Tagen Anfang der 1960er-Jahre. Denn dort studierte er damals gerade. „Diese Kerle da zu sehen auf der Bühne, es war einfach völlig anders“, sagte er mal.

Auf immer den Beatles verbunden

Er lernte Bassspielen, und zwar auf dem Instrument des frühzeitig bei den Beatles wieder ausgestiegenen Stuart Sutcliffe. Voormann wurde möglicherweise nur nie echtes Mitglied der Liverpooler, weil sich Paul McCartney zwischenzeitlich auch einen gekauft hatte. Aber es gab ja andere Bands und Sessions. Zum Beispiel die englische Truppe „Manfred Mann“, bei der er 1966 einstieg. Seine Bassarbeit im Studio ist auf Klassikern zu hören wie George Harrisons „All Things Must Pass“, Carly Simons „You’re So Vain“ (ein irres Intro), Harry Nilssons „Without You“, Randy Newmans „Short People“ und natürlich: John Lennons „Imagine“.

Das erste eigene Album erschien erst 2009

Wie man sieht: Den Kontakt zu den „Beatles“ hat er auch nach der Trennung der Band nie verloren. Voormann stand auf der Bühne beim legendären Benefiz-Konzert für Bangladesch 1971, zusammen mit Harrison (mit dem er zeitweise in einer WG lebte) und Eric Clapton. Mit John Lennon und Yoko Ono trat er in der „Plastic Ono Band“ auf. Es dauerte bis 2009, bis er sein erstes eigenes Album „A Sideman’s Journey“ (Reise eines Gastmusikers) einspielte. Dazu beizutragen, waren sich weder Paul McCartney noch Cat Stevens zu schade – nur Clapton hatte keine Lust, wie Voormann damals berichtete.

Heute lebt er mit seiner Frau Christina bei München – zwar fernab von Liverpool oder Hamburg, aber mit jeder Faser seines Körpers noch die Energie ausstrahlend, die „seine“ Beatles versprüht haben.