Düsseldorf. Es war ein beeindruckender Auftritt. In der ausverkauften Tonhalle ließen Pianistin Beatrice Rana und Maestro Jaap van Zweden das Publikum jubeln.
Bei Beatrice Rana stimmt fast alles. Nicht umsonst hat die 30-jährige Pianistin aus Rom zahlreiche Klavierwettbewerbe gewonnen und sich in letzter Zeit in der internationalen Szene durchgesetzt. Beim Meisterkonzert in der Tonhalle, die erstmals seit drei Jahren komplett ausverkauft war (auch alle Podiumsplätze waren besetzt), trat Rana jetzt mit den Wiener Symphonikern auf. Auf dem Programm: Beethovens Viertes Klavierkonzert.
Dass Beatrice Rana dieses G-Dur-Opus beherrscht, das war vom ersten Takt an zu spüren. Ihre bravouröse Technik macht das Hören zu einem entspannten Genuss.
Voller Poesie und Sinnlichkeit
Ihr Klang ist nüchtern, abgerundet, wenn auch manchmal kalt. Sie verfügt nicht über die Ausstrahlung einer glamourösen Solistin, macht keine Verrenkungen, um das Publikum zu begeistern. Kaum verändert sie ihre Mimik in den etwa 30 Minuten – so lange dauert das Beethoven-Konzert. Signora Rana beschränkt sich auf Perfektion und Intensität. Damit packt sie die Zuschauer. Besonders in dem finalen Rondo Vivace, in dem sie jagende Rhythmen entfacht. Und dafür begeistert gefeiert wird. Ihr nüchternes Spiel und ihr stellenweise harter Anschlag weichen allerdings in den langsamen, lyrischen Passagen. Voller Poesie und Sinnlichkeit klingen ihre Pianissimo-Töne. Ebenso ihre ganz leisen, leuchtenden Triller.
Erstaunlich ist, wie sich in dem zweiten Satz (Andante con moto) ihr sonst so sachlicher Interpretationsstil in Zartheit und Zerbrechlichkeit verwandelt. Freilich wahrt sie auch hier die Distanz und bleibt Analytikerin, der gefühlige Sentimentalität fremd ist.
Zupackend und intensiv spielen auch die Wiener Symphoniker – neben den Philharmonikern das zweite Spitzen-Orchester der Donau-Metropole.
Solch einen bizepsgesteuerten Brahms hat man indes selten gehört. Initiiert von dem Gastdirigenten Jaap van Zweden. Der rund um den Globus (Hongkong und Korea inklusive) gefragte Maestro – so nebenbei auch noch Chefdirigent des New York Philharmonic – hat einen körperbetonten Dirigierstil wie nur wenige seiner Kollegen.
Düster, aber zugleich vital und farbenfroh
Der 62-jährige Niederländer überraschte gleich zu Beginn mit einer sehnig und düsteren „Egmont“-Ouvertüre von Beethoven, die gleichzeitig aber, dabei vital und farbenfroh klang. Brahms zweite Symphonie, die am Ende von den beinah 2000 Zuschauern frenetisch gefeiert wurde, wird ebenso zu einer schillernden Reise an den Wörthersee. Dort hatte Brahms das Werk komponiert, das in vier Sätzen wiegende und wogende Wellen beschwört. Leichtigkeit und überwiegend strahlende Lebens-Bejahung, die in diesem D-Dur-Opus dominieren, betont Van Zweden noch durch einen zusätzlichen Energie-Stoß. Effektvoll werden dadurch – bei den hoch gestimmten Streichern und zuverlässig intonierenden Holz- und Blech-Bläsern – die starken Kontraste zwischen leuchtenden und verhangenen Klangfarben, zwischen Tag und Nacht, Freude und heraufziehender Melancholie.
Mit Van Zweden ist kein Dirigent am Werk, der sich schont und auf reine Routine vertraut. Er ist eher der Macher, der permanent in Bewegung ist, dabei alle Instrumenten-Pulte im Blick hat, ihnen aber auch die Freiheit lässt, das zu zeigen, was in ihnen steckt. So versteht es sich, dass einige Musiker schon mal über das Ziel hinaus schießen und dabei – freilich an nur wenigen Stellen - einen robusten Klang erzeugen. Doch sie wären keine Wiener, wenn sie das nicht mit einem Augenzwinkern täten.
Nächstes Meisterkonzert in der Tonhalle: 14. März, London Philharmonic, Dirigentin: Karina Canellaris, Pianist: Daniil Trifonov. Weitere Infos und Tickets auf www.tonhalle.de.