Berlin. Am Donnerstag, den 16. Februar, beginnt die 73. Berlinale. In diesem Jahr gibt es kaum Anlass zum Jubel, Altmeister Loriot muss es richten.
Endlich wieder Berlinale-Business as usual, freut sich die Branche. Nach zwei Jahren Pandemie-Einschränkungen, sind die Masken auch beim weltweit größten Publikumsfestival gefallen. Am Donnerstag eröffnet das 73. Filmfestival mit der amerikanischen Liebeskomödie „She Came To Me“ von Rebecca Miller. Die Tochter von Arthur Miller erzählt darin von der Begegnung einer Psychiaterin mit Ordnungswahn und einem ultrakonservativen Gerichtsstenografen. Besonders spektakulär liest sich diese Story kaum – und steht programmatisch für ein Festival, dessen Bären-Rennen eher verkopft als vergnüglich geraten dürfte.
Die großen Stars kann man an einer Hand abzählen: Steven Spielberg holt sich einen Bären für das Lebenswerk ab und hat seine Autobiografie „The Fabelmans“ im Gepäck, die siebenfach für den Oscar nominiert ist. Auf stolze sechs Nominierungen bringt es das Dirigentinnen-Drama „Tár“, welches Cate Blanchett an der Spree präsentiert. Für den Publikumsliebling beißt die Berlinale sogar in den sauren Apfel der fehlenden Exklusivität. Immerhin feierte das Werk bereits voriges Jahr ausgerechnet bei der Konkurrenz von Venedig seine Premiere.
19 Beiträge gehen diesmal in den Wettbewerb
Last not least gibt sich Hollywood-Star Sean Penn die Ehre mit seiner Doku „Superpower“ über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Bleibt abzuwarten, ob der zweifache Oscar-Besitzer mehr als die bekannten TV-Bilder findet. Und zu hoffen, dass er nicht ähnlichen Schiffbruch erleidet wie vor sieben Jahren, als seine Entwicklungshelfer-Schmonzette „The Last Face“ zum Fiasko geriet. Um die Glamour-Quote zu steigern, wurde „Twilight“-Star Kristen Stewart als Jury-Präsidentin angeheuert.
19 Beiträge gehen in den Wettbewerb, davon fünf aus Deutschland. Neben dem Quartett der spröden Berliner Schule mit Christoph Hochhäusler („Bis ans Ende der Nacht“), Emily Atef („Irgendwann werden wir uns alles erzählen“), Angela Schanelec („Music“) und Christian Petzold („Roter Himmel“) wirft die 80-jährige Altmeisterin Margarethe von Trotta ihr Literaturdrama „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ in den Ring.
Großes Kino lassen die Wettbewerbs-Geschichten in diesem Jahr kaum vermuten, „Bonjour Tristesse“ könnte als Motto herhalten. Selbst das für Lobhudeleien bekannte Branchenblatt „Blickpunkt Film“ gibt sich skeptisch: „Dem Publikumsfilm hat die Berlinale abgeschworen“, lautet die bittere Vorab-Bilanz.
Ein paar Hoffnungsschimmer am Himmel über der Berlinale
Ein paar Hoffnungsschimmer zeichnen sich gleichwohl am Himmel über der Berlinale ab, wie üblich abseits der großen Sektionen. In „Das Lehrerzimmer“ spielt der European Shooting Star Leonie Benesch eine Pädagogin, die dem Diebstahl an ihrer Schule auf den Grund gehen will. „Aufgerieben zwischen ihren Idealen und dem System Schule droht sie an den Konsequenzen ihres Handelns zu zerbrechen“, verheißt der Katalogtext.
Auch interessant
In „Sisi & ich“ gibt Sandra Hüller die schwer verliebte Hofdame der österreichischen Kaiserin. Die vermutlich originellste Geschichte des Festivals erzählt von einem jungen Mann, der sich nach einer Trennung nicht mehr die Zähne putzen will, um die Erinnerung an den letzten Kuss nicht zu zerstören. „Langer, langer Kuss“ nennt sich das Werk, mit dem Filmstudent Lukas Röder in der Reihe „Perspektiven Deutsches Kino“ an den Start geht.
Zumindest sorgt die Gummi-Ente von Loriot für Lachgarantie
Wenn es schon an Glanz und Glamour hapert, sorgt zumindest die Gummi-Ente von Loriot für Lachgarantie. 31 Animations-Sketche des 2011 verstorbenen Humoristen werden in „Loriots große Trickfilmrevue“ in neuem Glanz präsentiert. Die berühmten zwei „Herren im Bad“ fehlen dabei ebenso wenig wie „Der sprechende Hund“.
Als Produzentinnen treten des Maestros Töchter auf, Bettina und Susanne von Bülow. Ende April läuft Loriot auch über die heimischen Leinwände. Mit vermutlich mehr Publikum als so mancher Berlinale-Beitrag.
>>> Tickets gibt es in diesem Jahr nur online <<<
Die 73. Internationalen Filmfestspiele Berlin starten vom 16. bis 26. Februar.
Tickets gibt es nur online, der Verkauf beginnt drei Tage im Voraus. Vorstellungen kosten regulär 15 Euro, Vorführungen im Berlinale Palast 18 Euro. Günstigere Tickets gibt es etwa in der Jugend-Reihe Generation oder für den Publikumstag am 26. Februar.
Alle Infos: www.berlinale.de