Washington. Burt Bacharach lieferte zuverlässig Hits für Dionne Warwick, Tom Jones und Aretha Franklin. Doch die über 120 Top-Fourty-Hits hatten ihren Preis.
Seine kaum zählbaren Hits sind in der Jukebox der Ewigkeit. Seine Lebensleistung ist Teil des kollektiven musikalischen Gedächtnisses dieser Welt. Niemand neben ihm hat als Komponist, Arrangeur und Songschreiber so verlässlich gezaubert wie er: Burt Bacharach. Umso größer Verlust und Schmerz. Mit 94 Jahren ist der Meister der federleicht dahertanzenden Melodien gestern in seinem Haus in Los Angeles gestorben.
Zu den Perlen, die binnen drei Minuten lang Sehnsucht wecken, aber nie Staub ansetzen, gehören „Do You Know the Way to San Jose” für Dionne Warwick und „The Look of Love” für Dusty Springfield. Aus dem wundervollen „I Say a Little Prayer” machte Aretha Franklin einen ihrer Welt-Hits. Für „Raindrops Keep Fallin’ on My Head” aus dem Kult-Film „Butch Cassidy and the Sundance Kid” bekam der 1928 in Kansas City als Sohn eines Journalisten und einer Musiklehrerin geborene Bacharach 1970 einen Oscar.
Dizzy Gillespie und Count Basie waren seine Idole
Bacharach wuchs in New York auf und galt als Sportskanone. Er spielte Tennis, züchtete Rennpferde. Seine vierte Frau, Jane Hansen, ist seine ehemalige Ski-Lehrerin. Jazz-Giganten wie Dizzy Gillespie und Count Basie führten ihn als Teenager zur Musik. Hier schnappte er bei einem seiner Lehrer einen Rat auf, der sein Leben verändern sollte: „Schäme dich nie für eine Melodie, die man pfeifen kann.”
Vor seiner Muse Dionne Warwick, der er goldenes Material wie „Walk on By”, „Anyone Who Had a Heart” und „I’ll Never Fall in Love Again” auf den Leib schrieb, arbeitet er mit Marlene Dietrich zusammen. Tom Jones macht einen seiner über 120 Top-Fourty-Hits berühmt: „What’s New Pussycat?”.
Beatles-Produzent Steve Martin verlor irgendwann die Geduld
Weil sich früh die Legende festsetzte, Bacharach fielen die Ideen für seine Lieder nur so zu, beschrieb der König der Ohrwürmer in seiner vor zehn Jahren erschienenen Biografie („King of Easy”) die harte Wirklichkeit: Nix da mit blitzartiger Inspiration. Jeder Song ein mühevolles Ringen. Komponiert wurde im Kopf, nicht am Klavier. Erste Einfälle wurden oft verworfen. Stattdessen unentwegtes Feilen an jeder Note.
Unter seinem Perfektionismus litt besonders die Sängerin Cilla Black. Sie musste bei einer Aufnahme-Session für den Song „Alfie” 30 Mal ansetzen. Als der Beatles-Produzent George Martin genervt dazwischenging, gab Bararach zurück, er vermisse noch „dieses bisschen Magie”…