Duisburg. Das Duisburger Museum Küppersmühle blickt auf das Werk des Malers Martin Assig – einer der wenigen, die mit der Enkaustik-Technik arbeiten.
Martin Assigs Bilder sind eine Herausforderung. Wer sich nicht einlassen mag darauf, blickt auf variationsreiche Geometrien, Buchstaben und Zeichnungen von ungelenker Hand. Bei genauerem Hinsehen jedoch wird hinter anarchisch verspielten, lustvoll dilettierenden Oberfläche ein existenzieller Ernst erkennbar. Manchmal jedenfalls. Aber nicht immer. Darin liegt die Herausforderung dieses strömungsresistenten Kunst-Einzelgängers, den nun das Museum Küppersmühle in einer retrospektiv angelegten Ausstellung präsentiert.
Dabei gibt der 1959 in Schwelm geborene Künstler schon mit seiner bevorzugten Maltechnik zu erkennen, dass seine Bildwerke nicht als schneller Kommentar zum Tagesgeschehen zu verstehen sein sollen, sondern auf Grundlegendes, Dauerhaftes zielen: Die Enkaustik, die bis in die Antike auf eine weit längere Geschichte zurückblicken kann als die Ölmalerei, konserviert mit ihren in Wachs gebundenen Pigmenten die Leuchtkraft der Farben, ja ihr Strahlen weitaus zuverlässiger als jede andere Technik. Der hohe Aufwand, der mühselige Arbeitsprozess, den sie voraussetzt, macht sie bei Künstlern unserer Zeit allerdings so unbeliebt, dass jenseits von Jasper Johns kein bekannter Name mit ihr verbunden wird.
Martin Assigs Labyrinth der verwalteten Welt im „Präsidium“
„Präsidium“ ist so ein Bild von Martin Assig, das auf den ersten Blick das Labyrinthische unser verwalteten Welt in Fäden aus roten Rauten versinnbildlicht, mit ein paar Symbolen, die bei Messtischblättern ausgeliehen zu sein scheinen, aber das ist nur eine beinah bösartige Finte des kafkaesken Systems, das hier rein abstrakt und doch erkennbar abgebildet ist. Andere Bilder gehen der Angst vorm Tod, der Ungewissheit des Lebens, den Fährnissen der Liebe nach.
Von den rund 1300 Blättern aus Martin Assigs Serie „St. Paul“, die vom Blick aus der Tate Modern auf die gleichnamige Kathedrale inspiriert über zehn Jahre hinweg entstand – die 192 im Besitz des Künstlers verbliebenen Blätter, die mit Tempera, Kohle, Blei- und Farbstiften, Tusche sowie Aquarellfarben entstanden und mit Wachs überzogen sind, zeigt die Küppersmühle komplett an einer Wand.
Martin Assigs Raum-Installation „Vorrat (Behälter)“ beeindruckt
Beeindruckender, weil konzentrierter wirkt Assigs Raum-Installation „Vorrat (Behälter“) aus dem Jahr 1992: lauter braune Pappkartons, schwarz (und enkaustisch) bemalt mit archaischen Zeichen, Symbolen, Rätseln. In einem Raum ohne Tageslicht wird daraus eine Welt im Kleinen.
Martin Assig: Weil ich Mensch bin. Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55, 47051 Duisburg. Bis 5. März 2023. Geöffnet: Mi 14-18 Uhr, Do-So 11-18 Uhr. Silvester geschlossen. Katalog: 38 Euro.