Dortmund. Jazztrompeter Till Brönner und seine Band gastieren im Ruhrgebiet. Wieso ihr Weihnachtsprogramm ganz und gar ungewöhnlich ist.

Die „Stille Nacht“ als rhythmisch quirlige Samba? Wieso nicht! Ist doch schließlich auch Kurze-Hose-Wetter und Sommer an der Copacabana zur Weihnachtszeit. Mit besinnlichen und andächtigen Weihnachtsklängen hat es Till Brönner ohnehin nicht so. Auch wenn er das Publikum im ausverkauften Dortmunder Konzerthaus mehrmals wissen lässt, dass er Weihnachtsplatten und deren Musik ziemlich liebt.

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Aber sie müssen bei Deutschlands Top-Jazztrompeter und in Dortmund nebenbei auch noch smartem Conférencier eben nicht unbedingt nach dem großen Fest am Jahresende klingen. Und nicht einmal aus der Weihnachtswelt stammen. So ist der alte Popsong „Nature Boy“, der später seinen Weg zum Jazzstandard machte, für Brönner Musik für die Weihnachtszeit. Ebenso wie „Moon River“ von Henry Mancini aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“.

Weihnachten im Jazzclub: Till Brönner gastiert in Dortmund

Bei dem Pustefix und seiner sechsköpfigen Band mit dem fantastischen US-amerikanischen Soul-Crooner und Keyboarder Frank McComb als Gast klingt das sowieso alles anders. Es klingt nach Jazz. Mal lässig und soulig, wenn McComb zum Gesangsmikro greift. Dann wie ein Moment aus einem Jazzclub, wenn bei „Let It Snow“ die Noten mächtig swingend durch den Konzertsaal tänzeln. Das „Winter Wonderland“ wird bei den in schwarzen Anzügen und weißen Hemden gekleideten, schicken Herren auf der Bühne zu Souljazz allererster Güte. Und natürlich darf Gast Frank McComb mit „Another Day“ auch einen eigenen Klasse-Soulsong vorstellen. Überhaupt gibt es viele Freiheiten, werden die Weihnachtslieder immer wieder als Ausgangspunkte für jazzige Abschweifungen genutzt.

In diesem Christmas-Programm ist eben kein Platz für Kitsch. Ein paar Lichterketten vor den Monitorboxen sind optisch die einzige Deko für diesen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Abend, den auch langjährige Brönner-Buddies wie Saxofonist Mark Wyand, Pianist Olaf Polziehn oder Bassist Christian von Kaphengst wunderbar mit ausschmücken. Und ja, auch an den Überweihnachtssong „Last Christmas“ von Wham wagt sich diese furchtlose Musikertruppe ganz am Ende. Und umkurvt auch dank eines rockigen Gitarrensolos von Bruno Müller geschickt die weichgespülten Momente des Originals.