Essen. Neue Sponsorengelder eingeworben. Eröffnung am 9. Januar mit dem RuhrMuseum. 150-Seiten-Programmbuch im Oktober.

Gestern wurde bekannt, dass die Ruhr.2010 das multikulturelle „Melez”-Festival in diesem Jahr absagen muss, damit es im nächsten Jahr stattfinden kann. Aber es gibt auch noch gute Nachrichten aus der Kulturhauptstadt: Am Dienstagabend hat man bei Unternehmen wie Air Berlin, Deutsche BP, Bertelsmann, Hochtief, MAN Ferrostaal und Accenture sowie bei der RAG Stiftung weitere 2,5 Millionen Euro Sponsorengeld eingeworben. „In der gegenwärtigen Zeit”, so Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen, „ist das sensationell!”

Vielleicht sorgte das kleine „Jedem Kind ein Instrument”-Orchester aus der Bochumer Waldschule für so viel Geldgeberlaune und Krisentrotz. Vielleicht auch die werbenden Worte von Hans-Dietrich Genscher, der verriet, dass die damalige griechische Kulturministerin Melina Mercouri mit ihrer Kulturhauptstadt-Idee erst durchdrang, als auch ein gewisser deutscher Außenminister dafür war . . .

ZDF überträgt Auftakt

Zur Eröffnung des Kulturhauptstadt-Jahres am 9. Januar auf dem Gelände der Welterbe-Zeche Zollverein wird das dortige RuhrMuseum eröffnet und bis weit in die Nacht hinein geöffnet sein. Auf der Zollverein-Kokerei soll der Folkwang-Professor Gil Mehmert eine Show inszenieren, die von einem abendlichen Feuerwerk gekrönt werden soll. Die Eröffnungsfeier, zu der man Zehntausende von Revierbürgern erwartet, wird vom ZDF übertragen.

Mit den neuen Zusagen liegt der Gesamtetat der Kulturhauptstadt bei 62,2 Millionen Euro. Das Programm mit 157 Projekten steht bis auf zwei fest, „bei uns kommt nichts mehr auf den Prüfstand”, bekräftigte Pleitgen gestern. Fragezeichen stehen noch hinter den „Schachtzeichen”, die mit Ballons die einstigen Bergbau-Standorte zwischen Moers und Hamm markieren sollen – da werden noch Sponsoren für Ballons gesucht (5000 Euro pro Stück, Dietrich Grönemeyer hat auch schon einen).

Neue Hürden unter Tage

Und beim Besucherbergwerk „Zweite Stadt unter Tage” auf Zollverein sind neue Hürden aufgetaucht: Die RAG AG will nicht mehr garantieren, dass sie das Grubenwasser in 1000 Metern Tiefe noch Jahrzehnte abpumpt, sie sagt wegen der Unwägbarkeiten beim Bergbau nur noch fünf Jahre zu – das wiederum gefährdet die eingeplanten Landes- und EU-Mittel für den 7,4 Millionen teuren Ausbau eines Besucherschachts.

Dafür ist nun die beinahe schon tot geglaubten „Sinfonie der Tausend” von Mahler zum 100. Jahrestag der Uraufführung am 12. September 2010 im Duisburger Landschaftspark Nord gesichert, mit Musikern aus sechs Revier-Orchestern und 1500 Chor-Sängern.

Und für das „Still-Leben Ruhrschnellweg” mit 26 000 Tischen auf der A 40 zwischen Duisburg und Dortmund sind schon jetzt 1000 Tische vergeben – obwohl der offizielle Verkauf der Tischplätze erst am 18. Juli beginnen soll, auf den Tag genau ein Jahr vor der „Tafel der Kulturen” auf der Autobahn: „Die Plätze sind so begehrt”, orakelte Pleitgen, dass sie wahrscheinlich verlost werden müssen.” JD