Essen. Jazzige Weihnachten mit „Satchmo“: 51 Jahre nach dem Tod des begnadeten Jazz-Musikers Louis Armstrong erscheint sein erstes „Christmas“-Album.

Mit solchen musikalischen Weihnachtsgrüßen war nicht zu rechnen. Sie kommen nicht vom sagenumwobenen Nordpol, sondern aus „Dixieland“, aus New Orleans: „Louis Wishes You A Cool Yule“ vom vielleicht größten Jazzmusiker aller Zeiten, der in jedem Falle ein begnadeter Trompeter und Kornettist war, und mit dem der Jazz im bis heute gültigen Verständnis erst begann. Über ein halbes Jahrhundert nach dem Tod von Louis Armstrong im Juli 1971 ist nun sein erstes Weihnachtsalbum erschienen.

Zeitlebens wollte „Satchmo“ mit seiner Musik Freude machen, Hoffnung vermitteln. Dazu gehörten auch einige Christmas-Songs, die er zwischen 1952 und 1957 aufnahm und die zunächst als Vinyl-Singles erschienen, bis sie später auch auf Musik-Kompilationen zu hören waren. Im strengen Sinne „neu“ sind die Titel also nicht. Doch hier sind sie erstmals vereint.

Ein Geschenk nicht nur für Jazz-Liebhaber

Als zusammenhängendes Gesamtwerk, bei dem so überraschend wie einleuchtend der Geist der Weihnacht auch über dem monumentalen Evergreen „What a Wonderful World“ (1967) schwebt, ist das Album ein Geschenk nicht nur für Jazz-Liebhaber. Wir erleben, beim von Piano und Bass vorangetriebenen „I’ve Got My Love to Keep Me Warm“, Louis im Duett mit der großen Ella Fitzgerald; wir lassen uns durch seine unverwechselbar raue, tiefe Stimme ins „Winter Wonderland“ führen, begehen eine besinnliche „Christmas Night in Harlem“, feiern mit ihm ein Streicher-beseeltes „White Christmas“ oder, dann swingend und synkopenreich, „Christmas in New Orleans“.

Den Empfindungen beim Hören tut es keinen Abbruch, wenn man nicht weiß, wann Louis gerade mit seinen „All Stars“, mit seinen „Commanders“ oder (diese Streicher!) mit dem Orchester von Gordon Jenkins spielt. Aber man wüsste es vielleicht trotzdem gern. Leider hüllt sich der Einleger-Text, immerhin vom Armstrong-Biografen und Co-Direktor des Louis-Armstrong-Museums Ricky Riccardi verfasst, in Schweigen. Ärgerlich ist das vor allem, wenn „Satchmo“ (die Aufnahme entstand vier Monate vor seinem Tod) Clement Clarke Moores Gedicht „A Visit from St. Nicholas“ liest.

Rentiere, Schlitten, Schornstein, Geschenk

Das Gedicht aus dem Jahr 1822 hat nicht nur die US-amerikanische Vorstellung vom Weihnachtsmann (Rentiere, Schlitten, Schornstein, Geschenk) massiv geprägt. Es wäre, auch unter urheberrechtlichen Aspekten, sicher kein Problem gewesen, die Zeilen abzudrucken. Wer tiefer in das so anrührend wie verständlich vorgetragene Poem eintauchen möchte, ist leider auf das Internet angewiesen und wird etwa auf der Seite www.poetryfoundation fündig.