Essen. Das Ende der Pandemiebeschränkungen feiert die irische Band „Kodaline“ mit dem Livealbum „Our Roots Run Deep“ – viel Balsam für wunde Seelen.

Das Ende der Corona-Lockdowns muss auch für viele Musiker wie eine Befreiung gewirkt haben: Endlich durften sie wieder vor ihr Publikum treten. Dabei ging es natürlich um schnöde finanzielle Aspekte, es tat aber vielen einfach auch in der Seele weh, wegen der Pandemie nicht mehr auf der Bühne stehen zu können, zu musizieren, die Menschen zu begeistern, sie mitsingen zu lassen, eben das klassische Konzerterlebnis oben auf und unten vor der Bühne.

Zu diesen Aufatmenden zählte offenbar die irische Alternativrockband „Kodaline“. Als es wieder losging mit Konzerten, haben sie daraus gleich ein neues, so stimmungsvolles wie euphorisches Album gemacht: „Our Roots Run Deep“ (Fantasy-Concord/Universal) heißt der Live-Silberling mit mehr als 80 Minuten Musik, der nun in den CD-Regalen steht.

Bandgründer Steve Garrigan ist die warme, seelenvolle Stimme von „Kodaline“.
Bandgründer Steve Garrigan ist die warme, seelenvolle Stimme von „Kodaline“. © Redferns | Frank Hoensch

Heimspiel für den Livemitschnitt

Die Band, die mit (dem Konzert-Rausschmeißer) „All I Want“ und der Fernsehserie „Grey’s Anatomy“ auch überregional bekannt wurde, hatte sich ein leichtes Heimspiel für den Mitschnitt ausgesucht: Sie traten im ausverkauften Dubliner Olympia Theater vor ihre Fangemeinde. Eine akustische Show wurde es, die Spielfreude sollte roh und ungefiltert rüberkommen.

Man darf ihnen bescheinigen: Das ist ohne Frage gelungen. Wer etwas übrig hat für melodische Popsongs, die einen deutlichen irischen Folkeinschlag haben mit all seiner Melancholie und seinem Wohlklang, der dürfte mehrfach fündig werden. Egal, ob es treibende Melodien sind wie bei „Ready“ und „Perfect World“ oder hymnisch-balladeske Töne wie bei „Brother“ oder „Everything Works Out In The End“– das Quartett um Frontmann und Bandgründer Steven Garrigan versteht es zusammenzurühren, was der wunden Hörerseele guttut.

Schöne Lagerfeuerversion

Handwerklich ist das alles hochsolide, Garrigans Stimme hat ordentlich Seele, und die Chorstimmen verschmelzen perfekt ineinander.

Wenn’s was zu meckern gibt, dann vielleicht bei den enthaltenen Coverversionen. Michael Jacksons Knaller „Billy Jean“ passt irgendwie so gar nicht ins Portfolio dieser Band und fällt von der Dynamik her in der „Kodaline“-Version deutlich ab. Und der schmissige Iren-Klassiker „Dirty Old Town“ hätte es wirklich vertragen, länger als nur knapp anderthalb Minuten zu erklingen. Immerhin legen die Jungs später noch den Gassenhauer „Bring It On Home To Me“ in einer richtig schönen, gute Laune verbreitenden Lagerfeuer-Version hin, die begeistert das Publikum hörbar.