Düsseldorf. Die Chainsmokers starteten am Donnerstag in Düsseldorf ihre Europa-Tournee. Und feierten eine Party mit über 7000 Fans.

Schöne Orte behält man in bester Erinnerung. „Wir waren vor einiger Zeit schon mal hier in der Stadt, in dieser Halle“, begrüßt Andrew Taggart die Fans in Düsseldorf. Vor viereinhalb Jahren war das. „Und wer war da von Euch schon mit dabei?“ Die Hände gehen in die Höhe. Damals wie heute ausverkauftes Haus. Die Gemeinde ist über die Jahre und die Pandemie treu geblieben, liebt das Spiel der Extreme. Und das bedienen die Chainsmokers auch an diesem Donnerstagabend nahezu perfekt. Gleich beim Opener „High“ gibt das DJ-Duo aus New York über zehn Minuten lang ordentlich was auf die Ohren. Es wummert und hämmert, aus dem Boden schießen Feuerkegel in die Luft, untermalt von Lichtgewitter und Laseranimationen. Oben auf dem DJ-Podium im zweiten Stock regelt Alex Pall den Sound. Urplötzlich wird aus heftig fast bedächtig. „Paris“ und „Takeaway“ können viele mitsingen.

The Chainsmokers haben wohl eine der rasantesten Karrieren im Business der elektronischen Dance-Musik hingelegt, haben seit ihrem auch medienwirksamen ersten Hit „#Selfie“ vor acht Jahren fast jede Single in die Charts katapultiert. Die Taktik, sich neben Songs in Eigenregie, auch regelmäßig Gast-Sängerinnen ins Boot zu holen, ist bestens aufgegangen. Und auch die Kooperation mit Coldplay-Frontmann Chris Martin bei „Something just like this“ gab der Band noch mal Rückenwind. Spitzenposition in den US-Dance-Charts, weltweite Charts-Platzierungen und viele hundert Millionen Spotify-Plays folgten. In diesem Jahr ist das Duo einmal mehr für einen Grammy nominiert.

„So far so good“ ist das aktuelle Album

EDM, Trap, Electro-House und Pop – die musikalischen Kettenraucher verkörpern die Tanzmusik der Moderne, getragen vom Dance-Genre Future Bass. In Düsseldorf hatten der ehemalige Kunststudent Pall und der frühere Plattenfirma-Mitarbeiter Taggart ihr viertes Album „So far so good“ im Gepäck. Worüber sich die Gelehrten der Dance Musik bisweilen streiten. Für die einen finden sich hier zu viele nachdenkliche, ruhigere und damit für die Tanzfläche weniger geeignete Songs, für die anderen ist es eine Weiterentwicklung der Chainsmokers mit anderen Zugängen zum Genre. So weit, so gut.

Vor einigen Tagen indes holte die Vergangenheit die Chainsmokers ein - mit ihrem Song „Kanye“ aus dem Jahre 2014. Da heißt es: „I wanna be like Kanye“. Doch niemand will zurzeit wie Kanye West sein, der zuletzt mit antisemitischen Äußerungen aus dem Rahmen fiel. Auf Facebook distanzierten sich Pall und Taggard von ihrem einstigen Vorbild, löschten den Song von den Streaming-Plattformen. Viel lieber schreiben die Chainsmokers da eigene Schlagzeilen. So gab‘s jetzt viel Lob für die Veröffentlichung der Lofi-Version des aktuellen Albums. Ruhige, langsame Klänge, im Low Fidelity-Modus, mit simplem technischen Aufwand produziert. Nichts für die Welt der Parookavilles und Tomorrowlands, aber optimal für die Entspannung bei Kerzenschein. Und ein Zeichen für die Vielseitigkeit der Chainsmokers.

Show aus dem Weltraum geplant

Für die Halle in Oberbilk geht heute zum Auftakt der Europa-Tournee aber erstmal der musikalische Stress-Test weiter. „Don’t let Me Down“, „Sick boy“ und die Hommage an „New York City“ befeuern das Spiel mit den Extremen. Und mittendrin Matt McGuire, der sein Schlagzeug sitzend, stehend und tanzend bespielt. Dem plötzlich auch mal die Flammen aus den Sticks steigen. Mit „Closer“ werden die Fans nach 100 Minuten würdig in die Nacht entlassen. Wer später zu Hause ein wenig runterkommen möchte, hört sich als Gute-Nacht-Musik einfach ein paar Lofi-Remixe an. Und freut sich auf das nächste Wiedersehen. Vielleicht im Weltraum, denn die Chainsmokers möchten bald eine Show aus einer Weltraumkapsel präsentieren. So weit, so gut.

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