Köln. In Roskilde und in Wacken sorgten Volbeat schon für Begeisterung – jetzt ließen die dänischen Rocker die Kölner Arena erbeben.
Dänen lügen nicht, deshalb kann man Volbeat auch unbedingt abkaufen, dass der King lebt. Oder besser gesagt: weiter lebt. In der Musik der Band aus Kopenhagen, die solche Rock’n’Roll-Ikonen wie den Rebellen aus Memphis zu ihren Inspirationsquellen zählt, um gleichzeitig mit Volldampf auf die harte Schiene zu brettern. Dieser „Elvis Metal“ glüht. Was schon in Roskilde und in Wacken für Verzückung sorgte, verfehlt auch in der Kölner Arena seine Wirkung nicht.
13.000 Fans liefern sich willig rund 100 Minuten ungeschütztem Hörverkehr der Brachialklasse aus. Bei gleichzeitigem Praktizieren unverzichtbarer Rituale wie dem Formen von Händen zu Teufelhörnchen, dem Bilden von Pogo-Kreiseln, Headbangen und – in einem Fall: Luftschlagzeug spielen. Wobei der massige Kuttenträger, der hinterm Eingang der „Parasite Pit“ (der Parasitengrube im Inneren des Catwalks) steht, mit seinen Sticks exakt das spiegelt, was Drummer Jon Larsen oben auf der Bühne vormacht.
Hier brennen nicht nur die Becken, sondern auch die Herzen
Bei „Pelvis On Fire“ brennen nicht nur die Becken, da brennen die Herzen. Das alles vor einer Kulisse, die Retro-Elemente wie alte Fernseher zu Leinwänden umfunktioniert, ägyptische Tempelmauern hochzieht oder eine Wiedergängerin von „Lola Montez“ als todbringendes Spinnenweibchen im Pin Up-Lock einer fahl-fatalen Schwester von Betty Page inszeniert. Aus Frontmann Michael Poulsen, Gitarrist Rob Caggiano. Bassist Kaspar Boye Larsen und seinem Namensvetter auf der Schlaghochburg werden Comic-Figuren im knallbunten Simpsons-Stil beim Leinwand-Autorennen mit Todesfolge.
Fast schon putzig perlt Dusty Springfields „I Only Want To Be With You“ auf, Johnny Cash lässt noch einmal den „Ring of Fire” rollen, „Die to Live“ wird dem „Unheiligen“ Jerry Lee Lewis gewidmet. Beim „Shotgun Blues” rasseln die Ketten, über des Teufels blutende Krone rinnen passend Ströme des knallroten Lebenssafts.
Der asymmetrische Catwalk gleicht einer Minigolf-Berg-und Tal-Bahn mit Schwarzlichteffekt, darauf die saitenbewährten Heroen in dunklen Röhrenhosen, kreischende, jaulende Crescendi, sekundiert vom Larsonschen Stick-Stakkato, die Bassdrum bollert sich in die Blutbahnen, speit lawinenartig massive Klangbrocken aus.
Rockabilly trifft Metallica in Köln
Rockabilly meets Metallica, riesige Dampffontänen jagen empor, Konfettiregen in schwarz, rot gelb, der Biernachschub auf den Rängen reißt nicht ab. Sänger Poulsen ist blendend bei Stimme und blendend gelaunt. Trotz der verrückten, harten Zeiten, in denen wir leben, so sagt er, sollen wir, zumindest für die Dauer des Konzerts, die Preise für Gas und für Strom vergessen, und den ganzen anderen Mist gleich mit. Besonders leicht fällt das bei „For Evigt“. Ein Rock gewordenes Bekenntnis zum Augenblick: „Let’s celebrate the Life together“.
Für das Konzert von Volbeat am 6.12. 2022 in der Dortmunder Westfalenhalle gibt es noch Karten.