Essen. Am Freitag verstarb der Rock’n’Roller Jerry Lee Lewis. Anlass, sich an ein Konzert in Essen zu erinnern. Auch Musikgrößen nahmen Abschied.
Als Jerry Lee Lewis vor 25 Jahren gemeinsam mit Chuck Berry und Little Richard in der restlos ausverkauften Grugahalle in Essen zum Gipfeltreffen der ehrwürdig ergrauten Rock’n’Roller bat, reisten Fans in Heckflossen-Buicks, Baseballjacken und Petticoats an. Lewis, der Farmersohn aus Louisiana, konnte auf den Zenit seiner Karriere schon eine ganze Weile zurückblicken, wie auf die Zeit, in der er mit der Knarre vor der Elvis-Residenz Graceland herumballerte und behauptete, er sei der wahre „King“.
In der Essener Grugahalle wurde Jerry Lee Lewis von 7000 Fans gefeiert
In Essen hatte Lewis, der am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus im US-Bundesstaat Mississippi gestorben ist, damals immerhin, wie einen kleinen Triumph, den langjährigen Elvis-Gitarristen James Burton mit auf der Bühne. Auf den stürzten sich sofort und nicht von ungefähr die Fotografen.
Und obwohl es eines dieser Konzerte war, bei denen es offensichtlich um die Rock’n’Roll-Variante der gesicherten Altersversorgung ging, glänzte der damals 62-Jährige mit jener furios frechen, ja umstürzlerischen Klavierspielweise, die ihn als „Killer“ berühmt gemacht hatte: mit dem Fuß, mit dem Hintern, mit dem Boogie aus der linken und den schrill trillernden Melodiestakkatos aus der rechten Hand.
Die Eltern verpfändeten ihr Haus, um Jerry ein Klavier kaufen zu können
Zugaben waren damals eigentlich nicht vorgesehen – aber Jerry Lee und seine Jungs ließen sich auch vom angeknipsten Saallicht nicht beeindrucken und entfachten ausgerechnet mit „Hound Dog“ und „Jailhouse Rock“ einen Zugaben-Sturm, der von den 7000 in der Halle frenetisch gefeiert wurde.
Jerry Lee Lewis, der nie unter Minderwertigkeitskomplexen litt, seit seine Eltern ihr Haus verpfändet hatten, um ihrem achtjährigen Jerry ein Klavier für seine offensichtliche Begabung kaufen zu können, betrachtete sich immer noch als den wahren King. Dabei war er an diesem Abend genau genommen nur der klanglich etwas vermatschte Eisbrecher für zwei nicht weniger egomanische Legenden des Rock’n’Roll.
Für Hollywood-Star Dennis Quaid war Lewis eine amerikanische Ikone
Angesichts des Todes von Jerry Lee Lewis aber verbeugten sich am Wochenende auch Musikgrößen wie Elton John, Ringo Starr und Ronnie Wood vor dem ersten großen Rocker unter den Pop-Pianisten. „Ohne Jerry Lee Lewis wäre ich nicht der geworden, der ich heute bin“, schrieb Elton John (75) auf Twitter. „Er war bahnbrechend und aufregend und hat das Klavier zu Kleinholz gemacht.“ Zudem sei er ein brillanter Sänger gewesen.
„Was für ein Mann“, kommentierte auch Rolling-Stones-Rocker Ronnie Wood (75). Der Ex-Beatle Ringo Starr (82) wünschte den Angehörigen von Lewis „Peace and Love“ – seine siebte Ehefrau Judith Coghlan Lewis war an seiner Seite, als Jerry Lee starb, ließ das Management des Stars verlauten.
Für Hollywood-Star Dennis Quaid (68) war Lewis eine „amerikanische Ikone“ und der „größte Klavierspieler der Welt“. Die Leute würden noch in 500 Jahren seine Hit-Songs hören. „Ich werde ihn vermissen“, schrieb der Schauspieler auf Instagram. Lewis’ bewegtes Leben war 1989 mit Quaid in der Hauptrolle unter dem Titel „Great Balls of Fire“ verfilmt worden. Lewis sei ein „Pionier des Rock ‘n’ Roll“ gewesen, kam es von Kiss-Musiker Gene Simmons (73). „Ein Rebell bis zum Ende.“ Lewis galt neben Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard als einer der Könige des Rock ‘n’ Roll.
Er bekam als einer der ersten einen Platz in der Ruhmeshalle des Rock
Der 1935 im US-Bundesstaat Louisiana geborene Lewis war unter den ersten, die einen Platz in der Ruhmeshalle des Rock bekamen. Wegen einer Grippe-Erkrankung musste der Musiker der Zeremonie in Nashville am 16. Oktober aber fernbleiben. Einer seiner engsten Freunde, Kris Kristofferson (86), nahm die Auszeichnung entgegen und überreichte sie ihm vorige Woche am Krankenbett. Lewis, der 2019 einen Schlaganfall erlitt, kämpfte seit Jahren mit gesundheitlichen Problemen.