Essen. Der Mime und der Meistergitarrist: Die ungewöhnliche Kooperation von Jeff Beck und Johnny Depp auf „18“ hat durchaus ihre interessanten Momente.
Ein Indiz dafür, wer bei dieser leicht bizarren Kooperation das Sagen hatte, findet sich ja schon in der Reihenfolge der Namensaufzählung: Jeff Beck/Johnny Depp steht vorne auf dem Cover des gemeinsamen Albums „18“ (Atco/Rhino/Warner).
Der Meistergitarrist mit den unverwechselbaren Sounds und der Mime, den man eigentlich als durchgedrehten Piraten oder opiumsüchtigen Serienmörderjäger abgespeichert hatte – das ist schon eine Konstellation, die erstaunliche Ergebnisse erwarten lässt. Und das erfüllt diese Produktion auch. Wobei man das Ganze differenziert betrachten sollte.
Wunderbares Gitarrensingen
Jeff Beck ist natürlich eine Instanz. Wenn dieser Recke, der seit den 1960er-Jahren die Musikwelt beeinflusst hat, sich seine Axt schnappt, öffnet sich ein Klangkosmos, den keiner so leicht aus dem Griffbrett zaubert. „Midnight Walker“ heißt der Eröffnungstitel des 13 Songs umfassenden Albums, eine sehr getragene, wuchtige Nummer, und du weißt nach dem ersten Gitarrenton, wer hier am Werke ist. So ist das bei Jeff Beck. So wunderbar singen trotz immenser Verzerrung lässt auf diesem Planeten keiner sein Instrument. Wie er das macht, wird auf immer sein Geheimnis bleiben – aber ihm zu lauschen, ist einfach jedes Mal eine Offenbarung, zumal der Mann keine stilistischen Scheuklappen kennt.
Was die beiden, die sich wohl privat seit einigen Jahren ziemlich gut verstehen wegen ihrer Liebe zu alten Gitarren und alten Autos, ausgesucht haben, ist ziemlich schillernd. Es erklingt beispielsweise eine abgedrehte Version von Marvin Gayes „What’s Going On“.
Weitaus näher dran am Original ist die Bearbeitung von „Caroline No“, das die Beach Boys butterweich einsangen – Jeff Beck gibt sich da auch ausgesprochen samten im Gitarrenton. Viel mehr Brett erklingt hingegen vergleichsweise in der Version von John Lennons „Isolation“.
Durchaus ordentlicher Gesang
Johnny Depp macht bei dieser Produktion, die auch etliche gemeinsame Eigenkompositionen enthält, alles Mögliche. Mal bedient er die Rhythmusgitarre, dann den Bass und sogar Schlagzeug. Der Gesang ist durchaus ordentlich. Dass es ihm ein wenig an Kraft und Ausstrahlung mangelt, könnte zur Folge gehabt haben, dass oft viel Hall auf der Stimme liegt, dass der Vortrag verfremdet, gedoppelt oder sonst wie verändert wurde (besonders krass: „Sad Motherfuckin’ Parade“).
Wobei es ihm aber beispielsweise bei „Let It Be Me“ durchaus gelingt, einigen vokalen Schmelz in den Everly-Brothers-Klassiker zu bringen. Aber gegen die filigran-melodiösen Improvisationen seines neuen Bruders an der Gitarre kommt er natürlich nicht an.