Dortmund. Eine tragende Säule des Dortmunder Schauspiels kehrt dem Theater den Rücken. Bettina Engelhardt hält es dort nicht mehr aus.
Das Schauspiel Dortmund unter der umstrittenen Intendantin Julia Wissert kommt nicht zur Ruhe. Nun verlässt mit Bettina Engelhardt (51) eines der prominentesten und renommiertesten Mitglieder des Ensembles das Haus.
Das Theater bestätigte auf Anfrage den Vorgang. Auch Engelhardt erreichten wir zur Bestätigung. Aus den Gründen für das Ende in Dortmund macht sie gegenüber unserer Kulturredaktion kein Geheimnis. In deutlichen Worten begründet sie, warum sie in Dortmund nicht weiter arbeiten will: Erstmals in ihrem nun bald 30 Jahre währenden Berufsleben auf der Bühne habe sie dort befürchtet, „zu verlernen, eine leidenschaftliche Schauspielerin zu sein“. Das habe nicht zuletzt mit dem Selbstverständnis des Schauspiels zu tun. Engelhardt: „Wir sind in Dortmund, nicht in London. Das Gefühl, dass das Publikum hier diese Form des Theaters nicht interessiert“, sei teilweise „erdrückend“ gewesen. Tatsächlich (wir berichteten) kämpft die Intendanz Julia Wisserts mit einem extremen Publikumsschwund. Teils wird nicht einmal ein Viertel der Plätze im ohnehin nicht großen Zuschauerraum von zahlenden Gästen belegt.
„Ich fühle mich erlöst!“: Bettina Engelhardt will in Dortmunds Theater nicht mehr spielen
Engelhardts Beweggründe, Dortmund den Rücken zu kehren, beträfen aber auch die Kultur des Umgangs miteinander. „Ich hatte absolut nicht den Eindruck, dass man offen über alles reden konnte“, obschon gerade das Hierarchiefreie und Basisdemokratische doch zu den bei Amtsantritt genannten Zielen Wisserts gezählt habe.
„Ich fühle mich erlöst!“, sagt Engelhardt, die nach ihren sieben Jahren in Hamburg unter anderem viele Jahre in Essen und Bochum fest engagiert war, über ihren Weggang von Dortmund. Für sie geht es übrigens nahtlos weiter: Ab 3. September spielt sie die Iokaste in „Ödipus“ am Düsseldorfer Schauspielhaus, einem der derzeit erfolgreichsten Theater Nordrhein-Westfalens.
Auch Regisseur Milan Peschel fehlt künftig im Dortmunder Schauspiel
Nach Informationen unserer Redaktion muss Dortmunds Publikum auch auf einen weiteren Qualitätsgaranten verzichten: Milan Peschel, den Dortmunds Theater etwa mit „Früchte des Zorns“ seine besten Inszenierungen verdankte, bestätigt gegenüber der WAZ, keinen weiteren Regie-Auftrag von Julia Wissert zu haben.