Ein Quartett von Filmen ganz unterschiedlicher Genres kommt diese Woche ins Kino: Von „Evolution“ über „Beast“ bis „Märzengrund“.
„Evolution“
Die Sowjetarmee hat ein KZ befreit. Bei Reinigungsarbeiten finden die Soldaten ein noch lebendes Baby, das Eva getauft wird. Jahrzehnte später in Berlin will Lena den Behörden beweisen, dass sie Jüdin ist. Ihre Mutter Eva ist dagegen; man darf den Deutschen nicht über den Weg trauen. Lenas Sohn Jonas wird von arabischen Mitschülern gehänselt, dann trifft er auf die gleichaltrige Muslima Yasmin. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut.
Die neue Gemeinschaftsarbeit von Kata Weber (Drehbuch) und Kornel Mundruczo (Regie) spannt in drei Episoden den Bogen über drei jüdische Generationen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis ins Berlin unserer Tage, wo eine Hanukkah-Laterne zum Martinsumzug nicht erwünscht ist. Ein erklärtes Monument vom Überleben und der Anpassung, von Misstrauen, Vorurteilen, Klischees und Liebe im Wandel der Zeit, eingebettet in botschaftstrunkene Dialoge und inszeniert im wilden Anspruch ans Besondere. Jede Episode ist (zumindest vordergründig) in einem Stück gedreht. Gedanklich, aber auch gestalterisch ist das bisweilen anregend, öfter aber anstrengend.
„Beast – Jäger ohne Gnade“
Der New Yorker Arzt Nate Samuels (Idris Elba) besucht mit seinen heranwachsenden Töchtern Meredith und Norah seinen Freund Martin (Sharlto Copley) in Südafrika. Der arbeitet für einen Naturschutzpark und nimmt die Familie zu einem Ausflug abseits der Touristenbereiche mit. In der Gegend treibt sich ein Löwe herum, dessen Rudel Wilderern zum Opfer fiel. Seither macht er auf alles Jagd. Ein Jeep mit vier Ausflugshappen kommt ihm gerade recht.
Tierhorror war ein Zugpferd im Kino der 70er und in den Videotheken der 80er Jahre. Es ist deprimierend, dass sich inhaltlich seither nichts getan hat, wie die jüngste Arbeit von Baltasar Kormákur zeigt. Der in Hollywood wegen preisgünstiger Produktionsweise geschätzte Isländer („Contraband“, „Everest“) verquirlt Safari-Romantik mit blutiger Schockhysterie und kann immerhin einen sehr ordentlich animierten Digitallöwen aufweisen. Das Drehbuch mit seinem Überangebot an himmelschreiend dämlichen Dialogen vermittelt ansonsten den Eindruck, dass hier mit möglichst geringem Aufwand Kasse gemacht werden soll. Der sonst so verlässliche Idris Elba hat sich mit diesem Film keinen Gefallen getan.
„Märzengrund“
Schwere Familiendramatik vor der gigantischen Bergkulisse Südtirols. Der Erbe eines großen Hofs im Zillertal soll sich nach verlorenem (und verbotenem) Liebesglück auf der hofeigenen Alm sammeln, und will am Ende des Sommers nicht mehr zurück unter die Menschen.
Österreichs noch junge Regiehoffnung Adrian Goiginger („Die beste aller Welten“) adaptierte das gleichnamige Bühnenstück von Felix Mitterer („Die Piefke Saga“) und machte daraus ein intensives Heimatdrama moderner Prägung. Ausstiegswunsch, Bewährungswille und Zivilisationsmüdigkeit verbinden sich im Südtiroler Zungenschlag (es gibt zum Glück Untertitel in Hochdeutsch) zur seelischen Bewährungsprobe angesichts wuchtiger Natur. Die Großbildleinwand des Kinos bietet einen würdigen (und bravourös genutzten) Rahmen dafür.
„Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel“
Der mittlerweile dritte Teil einer spanischen Reihe von Animationsfilmen um einen tollpatschigen, aber aufrechten Abenteurer, der mit einer illustren Gefährtenschar (u.a. eine geschwätzige Mumie, eine sexy Archäologin und ein stummer Papagei) rund um den Globus einem mystischen Artefakt nachjagt.
Es sind auch ein paar Bösewichte im Spiel, und so ganz grundsätzlich macht dieser Mix aus Indiana Jones und Lara Croft allen kalkulierten Albernheiten und Ungereimtheiten zum Trotz mehr Spaß als vergleichbare Durchschnittsware aus Hollywood. Beste Idee: Die eitle Mumie einer schönen Pharaonin, die nicht Ramona genannt werden will, denn sie heißt: Ra-Amon-Ah!