Köln. Stampfend betritt Grian Chatten die Bühne. Es ist 45 Jahre nach der Punk Explosion in Britain – die Erben dieser wilden Zeit heißen Fontaines D.C.
Draußen an die 30 Grad, in der Halle gefühlte Saunatemperaturen. Clubkonzerte im Hochsommer sind nichts für Leute, die einen angenehmen Abend in lauschiger Atmosphäre verbringen wollen. Dass dennoch über 1.300 Menschen schweißüberströmt, teils mit nackten Oberkörpern, an diesem heißen Sonntagabend aus der Live Music Hall mit einer riesigen Portion Glücksgefühle purzelt, liegt an fünf jungen Iren.
Fontaines D.C. werden seit ein paar Jahren als der neue Stern am Musikhimmel gehandelt. Mit ihren ersten Singles „Hurricane Laughter“ (2017) und „Boys in the Better Land“ (2018) sowie dem fantastischen Debütalbum „Dogrel“ (2019) ist die Formation um den charismatischen Sänger Grian Chatten zumindest in der Indieszene schnell ein Begriff. Die fulminanten Liveshows der irischen Postpunker werden frenetisch gefeiert, Auftritte bei renommierten Festivals sind die logische Folge.
„I love you“
Nun also wieder einmal eine kleine Deutschland-Tour, wegen Corona zweimal verschoben und nun eben zu einem eher ungünstigen Termin Mitte Juli. Nach der schön lärmigen Vorband Just Mustard entern Fontaines D.C. um 20.20 Uhr die Bühne in Köln – Frontmann Chatten stylisch in schwarzer adidas-Vintage-Trainingshose mit goldenen Streifen und Led-Zeppelin-Shirt. Ab dann ist Vollgas angesagt, zwar insgesamt nur 75 Minuten lang, aber die Songs der Band sind ja in guter, alter Punkmanier auch selten länger als drei Minuten.
Das Set ist stimmig, mit „Hurrican Laughter“ sorgen die Fontaines bereits mit dem zweiten Stück für wilden Pogo im Ehrenfelder Pumakäfig. Es folgen zuverlässig Kracher wie „Sha Sha Sha“, „Televised Mind“ oder „Too Real“, ehe sich die Fontaines nach weniger als einer Stunde von den rasenden Fans verabschieden.
Es ist allerdings nur eine kurze Verschnaufpause bei längst schneidender Luft in der Halle, währenddessen leuchtet das Logo der Band in Grün-Weiß-Orange. Eine Liebeserklärung an ihre Heimat. Dublin haben die Jungs zwar inzwischen verlassen, doch auch in Belfast und London, mittlerweile der Lebensmittelpunkt der Band, schlägt das Herz für die Republik Irland.
Am Ende heißt es daher völlig zurecht nur noch: „I love you“. Was könnte die Beziehung der Fans zu dieser Band besser beschreiben als der Titel ihrer Single vom aktuellen Album „Skinty Fia“ – bei der Show in Köln der fulminante Ausklang eines mitreißenden Konzert.