Essen. Das US-Indiefolkpop-Duo „She & Him“ überrascht mit einer musikalischen Verbeugung vor Brian Wilson – die sehr schön geworden ist.
Brian Wilson ist nun wahrlich einer der Titanen der Popmusik. Und ihm zu huldigen, kommt irgendwie einer Herkulesaufgabe gleich. Denn die Komplexität seiner Kompositionen und die Waghalsigkeit seiner Instrumentierungen sind für jeden, der das nachempfinden will, eine höchst komplexe Aufgabe, an die man sich erstmal herantrauen muss.
Das Duo „She & Him“ hat sie angenommen – und bringt jetzt als musikalische Verbeugung vor seinem Idol die Produktion „Melt Away: A Tribute To Brian Wilson“ (Fantasy-Records/Universal, erscheint am 22. Juli) auf den Markt. Dem damit bedachten Mastermind der „Beach Boys“ wird sich, davon dürfen wir ausgehen, zumindest ein wohlwollendes Lächeln auf sein Teddybärengesicht schleichen.
Musikalischer Liebesbrief
Hinter dem Bandnamen „She & Him“ steckt ein schon in der Vergangenheit mit einigen charmanten Produktionen in Erscheinung getretenes US-amerikanisches Indie-Folkduo, das sich seit 2006 mitunter von exzellenten Begleitmusikern unterstützen lässt. Sie – das ist Zooey Deschanel, die Kalifornierin ist für die schönen Gesänge zuständig und spielt Klavier und Banjo. Er ist M. Ward (eigentlich Mathew Stephen Ward), der Kompagnon ist als Gitarrist mit von der Partie und hat als Produzent die musikalischen Fäden in der Hand.
Beide Musiker verehren Brian Wilson schon viele Jahre und entschieden sich nun dazu, ihm gewissermaßen einen musikalischen Liebesbrief zu schreiben.
Bei der Songauswahl gibt es schon mal die ersten Pluspunkte. Deschanel und Ward setzen nämlich bei den 14 enthaltenen Liedern auf eine abwechslungsreiche Mischung aus „Beach Boys“-Klassikern und versteckten Kostbarkeiten aus dem Reservoir des Brian Wilson. Der Titel des Albums bezieht sich beispielsweise auf eine nahezu unbekannte Solonummer des Meisters, doch auch sie schaffte es auf das 14 Stücke umfassende Album. „She & Him“ machen aus der Streichernummer eine etwas weniger opulente Folknummer. Schick.
Schon der Opener „Darlin’“ macht Lust auf mehr. Bei den ganz großen Hits wagen sie sich sogar an „Wouldn’t It Be Nice“, das im Original ja fast schon sinfonieorchestermäßig fett besetzt ist – doch sie gehen in keinem Takt baden. Was auch für den später folgenden Surfrock-Gassenhauer „Do It Again“ gilt. Das ist schon eine Leistung.
Liebe zum Detail
Der üppig aufgemotzte, vielfach gedoppelte Gesang ist ein Genuss. Massive Chorwände, wie sie die „Beach Boys“ berühmt machten, sind zu hören, das alles wird verpackt in so einen leicht verhuschten 60er-Jahre-Sound – da schimmert in jedem Takt die Liebe zum Genre und zum Detail durch.