Brilon/Paderborn. Pastor soll Verschwörungstheorien und antisemitische Inhalte verbreitet haben. Warum er keine Messe mehr lesen darf.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat den Briloner Pfarrer Frank Unterhalt „nach eingehender kirchenrechtlicher Prüfung“ mit Wirkung vom 1. Juli 2022 von seinen Ämtern im Pastoralen Raum Brilon entpflichtet. Diese Information bestätigte das Erzbistum Paderborn gegenüber unserer Redaktion. „Ein seelsorglicher Einsatz von Pastor Unterhalt ist seitens des Erzbistums unter den derzeit gegebenen Umständen nicht vorgesehen“, so Heike Meyer, die Leiterin der Abteilung Kommunikation des Erzbistums auf Anfrage unserer Redaktion. Die Suspendierung bedeutet, dass Pfarrer Unterhalt weder die Messe lesen darf noch Taufen, Beerdigungen oder andere kirchliche Dienste ausüben darf. Unterhalt bleibt aber weiterhin Priester und wird weiter vom Erzbistum bezahlt. Er hat die Möglichkeit, gegen diese Entscheidung Rechtsmittel beim Apostolischen Stuhl in Rom einzulegen.

Kritik an Corona-Schutzmaßnahmen

Dem ultrakonservative Frank Unterhalt wird vorgeworfen, auf seiner Internetplattform communioveritatis.de antisemitische Inhalte sowie Verschwörungsideologien zu verbreiten. Zusammen mit anderen Pfarrern gründete er den Priesterkreis Communio veritatis, dessen Sprecher er ist. Auf der Internetplattform wettern Unterhalt und seine Kollegen gegen Reformen in der katholischen Kirche wie den Synodalen Weg, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und die arbeitsrechtliche Gleichstellung von homosexuellen kirchlichen Angestellten. Außerdem kritisieren sie die Corona-Schutzmaßnahmen der deutschen Bistümer. Zu Häretikern erklärt werden auf der Plattform unter anderem Erzbischof Becker, Kardinal Marx und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing. Unsere Redaktion hatte umfassend über die Vorfälle berichtet.

Verschwörungstheorien

Neue Artikel sind seit dem 13. März 2022 nicht hinzugekommen. Am 13. März wird Bischof Bätzing wegen des Synodalen Weges angegriffen: „Georg Bätzing, mit dieser heutigen Lektüre ertönt Ihnen, Ihren DBK-Komplizen, den ZDK-Funktionären und den übrigen schismatischen Brüder*innen die finale Botschaft der Posaune Gottes.“ Die kritisierten verschwörungstheoretischen Inhalte, darunter die Behauptung, für die Impfstoffe gegen Corona würden Zelllinien abgetriebener Kinder verwendet, befinden sich aber weiterhin öffentlich zugänglich auf der Homepage.

Seltene Maßnahme

Suspendierungen von Priestern sind relativ selten. Zuletzt wurde im Erzbistum Paderborn 2021 ein Pastor aus Attendorn „aus verhaltensbezogenen Gründen, die sich auf seine frühere Tätigkeit in Polen beziehen“ auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Weil er Schwulen-Partys und -Workshops organisierte, ist ein Pfarrer aus Bad Driburg im Jahr 2015 suspendiert worden. Der Pfarrer betrieb eine Internetseite und bot in seinen Workshops nach Informationen des Westfalen-Blatts unter anderem den richtigen Umgang mit dem Rohrstock an.

Eine Suspendierung kann vom Erzbischof wieder aufgehoben werden. Die „Höchststrafe“ für Priester ist die Enthebung aus dem Klerikerstand, die sogenannte „Laiisierung“. Dazu ist ein eigenes Verfahren notwendig.