Neu im Kino: Eine deutsche Komödie, die wirklich lustig ist, ein Frauenfilm mit Gefühl und eine Doku über die Musiker Eugen und Roger Cicero.
„Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“
Eine Musikdokumentation über den Jazzpianisten Eugen Cicero (1940-1997) und seinen Sohn, den Sänger Roger (1970-2016), die beide viel zu früh einem Hirninfarkt erlagen: Der versierte TV- und bisweilen profunde Kinoregisseur Kai Wessel („Nebel im August“) versucht sich an der kaum lösbaren Aufgabe einer dokumentarischen Parallelmontage zweier Musikerkarrieren, bei der es von der familiären Komponente abgesehen viel zu wenige Schnittpunkte gibt. Wo ein Spielfilmdrehbuch hätte Anknüpfungspunkte schaffen können, wählt Wessel eine chronologische, sich beständig abwechselnde Stufendramaturgie, die mal dem einen, dann dem anderen Lebensweg folgt, ohne Verknüpfungen untereinander zu schaffen.
Da es anscheinend nur wenig Filmmaterial gab (oder nicht immer die Lizenzen dafür) liefern Aussagen von Zeitzeugen den Kitt für das, wofür es keine Bilder gibt. Die Informationsvorgabe, dass jede Person nur einmal mit Namen vorgestellt wird, wird auf Dauer zum beliebigen Stelldichein sprechender Köpfe, die bisweilen krampfhaft bemüht scheinen, sich eines kritischen Wortes zu enthalten. Immerhin zeigt sich auf diese Weise die Haltung des Filmemachers. Aber das ist eher zu wenig. Hören Sie lieber eine Platte oder CD der Künstler.
„JGA: Jasmin, Gina, Anna“
Früher waren sie alle dickste Freundinnen. Und nun, kurz vor Helenas Hochzeit, ist doch eh klar, dass es einen fetten Junggesellinnenabend zu feiern gibt. Jasmin, Gina und Anna haben alles vorbereitet, aber als es so weit ist, sind alle Freundinnen plötzlich ohne Babysitter und Helena verträgt keinen Alkohol, weil sie schwanger ist. Der verpatzte JGA ist aber schnell verdrängt, Jasmin, Gina und Anna fahren trotzdem zum Feiern nach Ibiza. Unerwartete und selten angenehme Überraschungen können die Mädels nicht vom Wesentlichen abhalten – Spaß zu haben. Oder doch?
Alireza Golafshan hatte vor drei Jahren mit „Die Goldfische“ bereits eine sehr ordentliche und erfolgreiche Ensemblekomödie abgeliefert. Jetzt er nach und serviert mit Luise Heyer (Jasmin, die Verknallt-Verknatschte), Taneshia Abt (Gina, die Aufbrausende) und Teresa Rizos (Anna, die Tieferbegabte) ein schauspielerisch souveränes, für die Rollen extrem gut ausgesuchtes und vor allem enorm witziges Frauentrio im Land der unerwarteten Abenteuer. Nicht alle Gags zünden, aber allemal genug, dass es ständig was zu lachen und erstaunlich wenig fremdzuschämen gibt.
„Tove“
us Finnland kommt das filmische Porträt der jungen Jahre der Frau, die als Autorin und Illustratorin der Kinderbuchreihe um die Mumins, eine Familie kleiner Zaubertrolle, weltberühmt wurde. Das Geschehen steigt ein am Ende des Zweiten Weltkriegs. Tove Jansson ist 27 und duckt sich unter dem Schatten ihres dominanten Vaters, der ein erfolgreicher Bildhauer ist. Tove hat von der Mutter das Zeichnen gelernt, sie möchte lieber Malerin werden.
Es ist die zufällige Bekanntschaft mit der reichen Bürgermeisterstochter Vivica Bandler (Krista Kosonen), die Toves geschäftliche Ambitionen in Richtung Kinderbuch treibt, privat hingegen in die Affäre mit einer Frau einmündet. Noch ist Tove unentschieden, denn ihr Mentor und Freund Atos Wirtanen (Shanti Roney) hat um ihre Hand angehalten.
Ein klassisches Melodram auf historischer Grundlage, in dem eine keineswegs selbstsichere Frau ihren Weg finden muss und dabei zu lernen hat, dass es keine einfachen Entscheidungen gibt. Regisseurin Zaida Bergroth hält das Erzähltempo straff, ohne damit die Gefühle in Hektik oder Hysterie zu ertränken. Ansonsten verlässt sie sich auf ihre superbe Hauptdarstellerin Alma Pöysti, die mit entwaffnend offenem Spiel auch in schwierigen Szenen den richtigen Ton trifft und das Publikum mit der Hauptfigur mitfiebern lässt. Gefühlskino Deluxe!
„Ambulance“
Zwei Männer begehen einen Raubüberfall und wollen in einem Krankenwagen flüchten. Schon bald ist ihnen immer mehr Polizei auf den Fersen. Ein dänischer Thriller von 2005 erlebt eine martialisch auf Männerkult und Muskelschweiß getrimmte Hollywood-Neuauflage. Action-Übertreiber Michael Bay („Bad Boys“) zerdehnt seine Brutal-Action in Werbespot-Ästhetik auf weit über zwei Stunden. Jake Gyllenhaal und Yahya Abdul-Mateen II spielen die Hauptrollen.