Dortmund. Immer noch emotional und großartig, aber nicht allein mit Schwermut begegnet Mariza dem Fado. In Dortmund zeigte sie Freitag viele Farben.

Wenn der eigene Vater in Lissabon schon eine Taverne betreibt, in der abends Fado gesungen wird, wie soll man da nicht irgendwann mit dem portugiesischen Sehnsuchtsblues in Berührung kommen. Bei Mariza passierte das schon sehr früh. Aber bis die in Mosambik geborene Tochter eines Portugiesen und einer Mosambikanerin zur weltberühmten Fadista wurde, war es ein langer und zunächst auch steiniger Weg.

Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen, weil in Portugal seit Jahren ständig neue, frische Fadostimmen auch international ins Rampenlicht drängen, es eine quicklebendige Szene gibt. Aber nach dem Tod der Ikone des Genres, Amália Rodrigues, im Jahre 1999 gab es eine Zeit wo sich nicht mehr viele besonders für den seit gut einem Jahrzehnt zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählenden Musikstil des Landes interessierten.

Fado-Star Mariza begeisterte im ausverkauften Konzerthaus Dortmund

Alles Vergangenheit. Fado ist populär, Mariza ein Star, das Konzerthaus ausverkauft. Aber genau das ist auch das Problem ihres Auftritts in Dortmund. Die Frau mit dem wasserstoffblond gefärbten Kurzhaarschnitt weiß um ihr Standing und inszeniert sich inzwischen leider ein wenig zu sehr. Dabei hat sie den Fado vor Jahren so geschickt geöffnet, mit anderen Genres und Stimmungen verknüpft. Neben drei Fado-typischen Gitarristen komplettieren ein Akkordeonist und ein Schlagzeuger ihre aktuelle Band. Da klingen ihre Lieder auch mal luftig-leicht und mediterran. Nix Schwermut und depressive Stimmung, sondern sogar poppiges Feeling und eine über die Bühne tänzelnde Mariza, wenn die Basstrommel mächtig losbumst.

Selbst für poppiges Feeling lässt Marizas weite Fado-Welt Raum

Die richtig berührenden Momente sind bei ihren Konzerten inzwischen jedoch ein wenig rarer geworden. Aber sie sind noch immer emotional und großartig. Etwa als die Sängerin sich vorne am Bühnenrand auf einen Stuhl hockt, ganz eng neben ihr zunächst einer, dann zwei ihrer Gitarreros. Da legt Mariza auch mal das Mikrofon zur Seite und füllt den Saal mit ihrer starken, einnehmenden Stimme mühelos akustisch. Und ein Liebeslied wie das so poetische „Há palavras que nos beijam“ geht direkt unter die Haut. Wenn Worte wirklich küssen könnten, dann tun sie das hier mit wahnsinnig viel Gefühl.