Balve/New York. Für Jazz-Weltstar Pat Metheny war der Auftritt in der Balver Höhle 1974 ein magischer Moment. So rastete das Publikum damals aus.
Jazz-Superstar Pat Metheny geht auf Tournee. Am 25. Mai macht er wieder einmal Station in Dortmund. In Westfalen fühlt sich der in New York City lebende Gitarrist wohl. Kein Wunder, seine Karriere in Deutschland startete 1974 in Balve, wie der 20-fache Grammy-Gewinner im Interview mit dieser Zeitung verriet.
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Es ist Sonntag, 28. Juli 1974. Balve ist für ein paar Jahre Europas Jazz-Hauptstadt. Beim New Jazz Festival in der Höhle gastieren junge Wilde. Pat Metheny, gerade 19, zählt eher zu den jungen Milden. Der Gitarrist spielt an der Seite von Vibraphon-Legende Gary Burton.
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„Meine ersten Konzerte mit Gary Burton fanden 1973 statt, als ich 18 war“, erinnert sich Metheny. Kurz darauf heuert er als festes Mitglied in Burtons Band an. Tourneen folgen. Eine Station ist Balve. „Ja, diese Tour führte mich zum ersten Mal nach Europa, und damals nahmen wir auch unser erstes Album für (das Münchner Kult-Label, Red.) ECM auf“, erzählt Metheny.
Fakt ist: Die Jazz-Gemeinde im Sauerland ist beim Auftritt von Burton, Metheny und den übrigen Musik Steve Swallow (Bass), Mick Goodrick (Gitarre) und Bob Moses (Drums) völlig aus dem Häuschen. Das ist dokumentiert. Die Balver Aufnahmen sind von der kleinen Plattenfirma Bear Family Records als CD- wie Vinyl-Box herausgegeben worden.
Metheny hat selbst nach knapp fünf Jahrzehnten lebendige Erinnerungen an den jazzigen Sommerabend im Hönnetal: „Ich schätze, das war einer meiner denkwürdigsten Auftritte meines Lebens. Wir spielten also an diesem bezaubernden Ort. Und dann spielten wir noch sechs oder sieben Zugaben. Unterm Strich spielten wir alles, was wir als Band drauf hatten – und manches mehr. Am Ende mussten wir aufhören, weil wir am nächsten Tag eine weite Strecke bis zum nächsten Auftritt zurücklegen mussten. Als wir Schluss machten, hatten wir nicht weniger als drei Stunden auf der Bühne gestanden.“
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Doch ist es gar nicht so einfach, die Bühne zu verlassen. „Das Publikum wollte mehr. Es stand zwischen der Band und dem Ausgang der Höhle. Aber Gary hatte die Entscheidung getroffen aufzuhören, und wir legten unsere Instrumente zur Seite; wir hatten übrigens keine Techniker und keine Roadies. Wir schleppten also unsere Instrumente zum Tourbus, und die Menge hörte, wie in Europa üblich, nicht auf zu schreien: Zugabe! Zugabe!“
Die Fans sind, wie ein Zuschauer später notieren sollte, wie in Trance. Wie die Musiker: Eines der Stücke dauert 30 Minuten. Metheny: „Das ist völlig untypisch für mich, ehrlich.“