Los Angeles. Glamour in Quarantäne! Die so öffentlich wirksamen großen Kulturpreise der USA müssen 2022 vielfach im kleinen Kreis verliehen werden.
Stars wie Nicole Kidman, Kristen Stewart, Jennifer Hudson, Lady Gaga und Andrew Garfield wollten an diesem Wochenende beim Filmfest im kalifornischen Palm Springs ihre Ehrenpreise feiern. In Hollywood würden Stylisten die Anwärter für die Golden Globes zurechtmachen. Und die Verleiher der Grammy-Trophäen hätten nur noch gut drei Wochen Zeit, um den wohl wichtigsten Musikpreis-Event der Welt zu stemmen. Doch Omikron bringt Hollywoods Partyplanung mit voller Wucht zur Strecke.
Wie im Pandemie-Jahr 2021?
„Zu viele Risiken“, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der Recording Academy in Los Angeles, mit Blick auf die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante in den USA. Damit platzt nun die für den 31. Januar geplante Grammy-Show vor einem Live-Publikum in Los Angeles. Ein kleines Trostpflaster für nominierte Stars wie Justin Bieber und Billie Eilish – die 64. Preisvergabe soll nachgeholt werden.
Ein Déjà-vu vom Pandemie-Jahr 2021? Da war die Show wegen der zugespitzten Corona-Lage in Los Angeles von Ende Januar in den März geschoben worden. Die Auftritte und Preisübergaben fanden auf unterschiedlichen Bühnen statt, zum Teil unter freiem Himmel, vor wenigen Zuschauern mit Masken.
Das von Robert Redford gegründete Sundance-Festival verlegte sein Programm am Mittwoch kurzerhand komplett ins Internet. Eigentlich wollten sich ab Mitte Januar Filmtalente im Wintersportort Park City (Utah) tummeln, doch Corona macht nun zum zweiten Mal in Folge ein Festival mit Gästen vor Ort zunichte.
Auch das bei Promis beliebte Filmfest im kalifornischen Palm Springs zog die Notbremse. Stars wie Lady Gaga („Gucci“), Kristen Stewart („Spencer“) und Jennifer Hudson („Respect“) wollten dort ihren Oscar-Werbefeldzug beginnen, doch das Januar-Event wurde gänzlich abgeblasen.
Schon vor Weihnachten kam das Aus für die lange geplante „Governors Awards“-Gala am 15. Januar, bei der Altstars wie Liv Ullmann (83) und Samuel L. Jackson (73) ihre Ehren-Oscars in Empfang nehmen sollten. Verschoben auch die „Critics Choice Awards“, zu denen am 9. Januar im Ballsaal eines Luxushotels in Los Angeles etliche Hollywoodstars erwartet wurden.
In einem „normalen“ Jahr würden die Stars nun ihrem Auftritt auf dem roten Teppich bei der Golden-Globe Gala entgegenfiebern. Doch diesmal ist bei den Globes fast alles anders – und daran ist nicht nur die Pandemie schuld. Am Sonntagabend (Ortszeit) sollen die Gewinner der 79. Golden Globe Awards verkündet werden, allerdings vor fast leeren Reihen. Nur der Ort – der traditionelle Ballsaal des Beverly Hilton Hotels – ist vertraut. Doch die üblichen Gala-Zutaten fehlen: kein roter Teppich, kein Publikum, keine Reporter, keine Party. Wegen der Corona-Pandemie sollen nur wenige ausgewählte Gäste zugelassen werden. Von Stars und Nominierten war nicht die Rede.
Golden Globes in der Kritik
Die Gala für die seit 1944 vergebenen Film- und TV-Preise hatte bisher den Ruf als Hollywoods lockere Trophäen-Party, mit vielen Promis und reichlich Champagner. Doch immer wieder gab es Kritik an dem kleinen Verband der Auslandspresse mit weniger als 100 Mitgliedern. Vorwürfe wie mangelnde Diversität und fragwürdige Praktiken der wahlberechtigten Journalisten wurden laut, im vorigen Jahr eskalierte die Globe-Krise. Haussender NBC sagte die Ausstrahlung der TV-Show für 2022 ab. Im Reform-Druck wählte der Globe-Verband einen neuen Vorstand und nahm neue Mitglieder auf, darunter mehrere Schwarze. Im Rahmen der Gewinner-Bekanntgabe will der Verband nun seine philanthropische Arbeit und Spendenempfänger ins Licht rücken und Reformen ansprechen. Fest steht aber: Starrummel, witzige Seitenhiebe der Moderatoren, Gefühlsausbrüche der Gewinner – diesmal Fehlanzeige.
Ende März sollen die Oscars über die Bühne gehen, doch bleibt es dabei? Könnte die Omikron-Welle die 94. Academy Awards gefährden? Die Show soll diesmal wieder live im gewohnten Dolby Theatre stattfinden, wo mehr als 3000 Menschen Platz finden. Im vorigen April hatte die Oscar-Akademie nur knapp 200 Gäste in das historische Bahnhofsgebäude der Union Station in Los Angeles eingeladen. Manche Anwärter wurden von internationalen Standorten per Video zugeschaltet.
Corona hält Hollywood weiter in Atem. Ein Happy End ist nicht garantiert.