Essen. Anstrengend, virtuos und augenzwinkernd – das ist der Progrock der Supergroup „Copeland, King, Cosma & Belew“. Jetzt gibt’s ein Live-Album.
Das Etikett der Supergroup wird in der jüngeren Vergangenheit ja ziemlich oft auf diverse Bandprojekte geklebt, bei denen man sich fragt, wo der „Super“-Faktor eigentlich genau liegt. Beim Kollektiv, das sich schlicht die Nachnamen der Akteure verpasst hat, sieht das ein bisschen anders aus: „Copeland, King, Cosma & Belew“ sind – jedenfalls in der (prog)rockaffinen Musikszene – durchaus Namen wie Donnerhall.
Zum Beispiel Stewart Copeland. Der Mann hinter der Schießbude trommelte als Gründungsmitglied einst „The Police“ zu Weltruhm. Der fast 70-Jährige gilt immer noch als einer der wichtigsten Schlagzeuger unserer Zeit.
Der mit dem „Lederdaumen“
Mark King ist der mit dem „Lederdaumen“ – bei „Level 42“ sorgte der britische Bassmann einst für den treibenden, unverkennbaren Funksound.
Der Keyboarder Vittorio Cosma ist zwar das ruhmtechnisch unbeschriebenste Blatt des Quartetts, er ist eher in seiner italienischen Heimat eine Nummer, hat aber dort auch die Musik für Fernsehserien komponiert. Ein Alleskönner.
Und dann ist noch Adrian Belew zu erwähnen. Der Gitarrist dieser bemerkenswerten Kapelle hat schon diverse Monsterkünstler/-bands unterstützt, von Frank Zappa über David Bowie bis zu King Crimson reicht die Liste.
Noch Fragen?
Die Herren, inzwischen auch schon alle ordentlich in die Jahre gekommen, haben sich vor ein paar Jahren für ein Studioalbum zusammengetan, dessen Songs sie inzwischen auch mehrfach live auf die Bühne brachten: „Gizmodrome Live“ (ear Music) bündelt die schönsten Liveversionen ihrer Welttournee, aufgenommen auf den Bühnen in Florenz, Tokio oder London. Geboten wird eine Musik, die sich speist aus Progressive Rock, Punk – und vor allem dem ein oder anderen charmanten Augenzwinkern und jeder Menge Spielfreude.
Anders lässt sich beispielsweise das Gitarrenspiel eines Adrian Belew nicht bewerten. Der Kerl entlockt seiner Axt ja Töne, die manchmal so wunderbar cremig singen können, dass man sich einfach nur wohlfühlt; die dann aber auch – unter dem Einsatz von Verzerrer und Tremolohebel – so nervig rüberkommen können wie irgendwas Übles zwischen Zahnarztbohrer und angreifendem Hornissenschwarm. Jedenfalls irgendwie irre und lustig und, ehrlich gesagt, mitunter ganz schön anstrengend. Aber wer Freude hat an experimentellem Rockgitarrenspiel, wird bei Meister Belew sicher die ein oder andere klangliche Nuance entdecken, die man so noch nicht gehört hat.
Horrorfilmtaugliche Einwürfe
Im Repertoire dieser Doppel-CD-Produktion finden sich eigene Songs, aber auch Klassiker der Bands, mit denen die Akteure einst gespielt haben. Von „King Crimson“ gibt’s beispielsweise eine hübsche funky Version des „Elephant Talk“ (mit herrlich horrorfilmtauglichen Einwürfen von Belew), und die „Does Everyone Stare“-Version muss sich nicht hinter dem „Police“-Klassiker verstecken.