Essen. Eine Collage für Musik und Tanz ist die Produktion „Hauch“, die beim „Now!“-Festival uraufgeführt wurde – als einer der innovativsten Beiträge.
Mit der Uraufführung „Hauch“, einer Collage für Tanz und Musik der Komponistin Rebecca Saunders und der Choreografin Frances Chiaverini, präsentierte das NOW!-Festival eins der innovativsten Werke der diesjährigen Konzertreihe.
Eine spirituelle, irreale Stimmung verbreitete sich in der Essener Philharmonie, als acht Musiker des „Ensembles Modern“ sowie zwei Tänzerinnen und ein Tänzer die erweiterte, ebenerdige Spielfläche des Saals betraten. Zunächst im Hintergrund wartend, bis in völliger Stille die Tänzerin Christine Kono einen abstrakten Bewegungs-Monolog eröffnete. Allmählich gesellten sich die Instrumentalisten dazu mit früheren Solo- und Duo-Stücken von Rebecca Saunders, die die Komponistin zu einer Collage von bezwingender Konzentration kombinierte. Meist ruhige, nur gelegentlich exaltiert ausbrechende Stücke für Violoncello, Kontrabass, Trompete, Oboe, Violine, Viola, Klavier und/oder Schlagzeug, die bei den Spezialisten des „Ensembles Modern“ natürlich bestens aufgehoben waren.
Nicht nur die Tänzer, auch die Musiker bleiben in „Hauch“ in Bewegung
Obwohl sich nicht nur die Tänzer, sondern auch die oft umherwandernden Musiker ständig bewegten, entstand eine schwer zu benennende Spannung zwischen Statik und Mobilität, die in einem effektvollen Finale gipfelte, in dem alle Musiker, teilweise nur mit überdimensionalen Triangeln bestückt, einen elektronisch untermauerten Klangteppich von psychedelischer Intensität entwickelten. Optisch ergänzt durch die Bewegungen des mit Christine Kono, magpiesdontcry und Dimitrios Kraniotis besetzten Tanz-Trios.
Wie weit sich Choreografien und Kompositionen gegenseitig beeinflussen, dürfte jeder Besucher anders empfinden. Gleichwohl entstand eine Kreation, die über das „instrumentale Theater“, wie es etwa Mauricio Kagel in den 70er-Jahren propagierte, weit hinausgeht als ein 80-minütiges, spirituell angehauchtes Tanz- und Musiktheater, das das überschwänglich reagierende Publikum offensichtlich tief beeindruckte.
Infos zu NOW!: www.philharmonie-essen.de