Dortmund. Architektur-Ikone im Glanz von 1969: Das Sonnensegel von Günter Behnisch in Dortmunds Westfalenpark ist wieder ein schöner Gruß an die Zukunft.
Die späten 60er-Jahre waren ja nicht nur durch die Studentenbewegung geprägt, sondern auch – siehe Mondlandung – durch einen ungebrochenen Zukunftsoptimismus. Und im Dortmunder Westfalenpark ist dieser Fortschrittsoptimismus zu einem Bauwerk geronnen, das in der Architektur-Fachwelt bis heute als ein kleiner Meilenstein gilt: das „Sonnensegel“ von Günter Behnisch.
Der Mann, der wenige Jahre später mit dem Olympiagelände und dem von ihm (und Frei Otto als Berater für die Dachkonstruktion) entworfenen Olympiastadion weltweites Staunen auslöste und später in Bonn den Neubau des Bundestages planen sollte, schuf 1969 mit dem „Sonnensegel“ ein 18,5 Meter hohes Bauwerk, das im Nachhinein wie eine kühne Fingerübung fürs spätere Olympia-Dach anmutet.
Die „hyperbolische Paraboloidschale“ blieb einfach stehen
Wie so viele Bauwerke dieser Zeit aber taugte die „hyperbolische Paraboloidschale“, wie es im Architektenjargon heißt, nicht gerade für die Ewigkeit. Eigentlich sollte es auch nach der Gartenschau 1969, für die es errichtet wurde, wieder abgetragen werden. Doch es war beliebt und bald auch berühmt – Grund genug, es stehen zu lassen.
Doch Feuchtigkeit, Pilzbefall und Wetterextreme hatten dem längst denkmalgeschützten Bauwerk schon nach fünf Jahrzehnten so schwer zu schaffen gemacht, dass es restauriert werden musste. Die Sanierung ist nun nach drei Jahren abgeschlossen, „und es wäre das größte Kompliment für uns, wenn die Leute sagen würden: ,Wo habt Ihr denn da was gemacht? Man sieht gar nichts“, scherzte Prof. Philip Kurz, Chef der Wüstenrot-Stiftung, bei der Vorstellung des 2,7-Millionen-Euro-Projekts, bei dem die Wüstenrot-Stiftung und die Stadt Dortmund je die Hälfte tragen.
Holz, das kein Wasser aufnimmt
Nun, Stammgäste des Westfalenparks werden vielleicht am ehesten die beiden Kioske unterm Segel vermissen, bei denen im Laufe der Jahre Zehntausende Dortmunder ihren Durst gelöscht haben dürften. Ansonsten aber ist das Segel zum Beispiel oben wieder weiß, wie ganz am Anfang. Dort lag 1969 eine helle Folie auf, wie alte Fotos bezeugen; die wurde dann aber offenbar im Laufe der Jahre immer löchriger und durch eine Schicht von Dachpappe ersetzt, die dann auch noch dutzendfach geflickt wurde und nicht unerheblich zur Unansehnlichkeit des Denkmals beitrug.
Zur Dachpappe hatte man bei dem „sehr intelligenten“ Bauwerk (so die Ingenieure der Sanierung voller Bewunderung) gegriffen, weil die ungefähr 1000 Quadratmeter geschwungener Fläche aus drei Lagen Holz bestanden, das geschützt werden musste. Das Holz war 1968/69 zum Baustoff geworden, weil die damalige „Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.“ ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen wollte und Günter Behnisch mit dem Bau beauftragte. Zwei der drei Holz-Lagen aber waren vor der Sanierung verfault, auch das Holz der beiden Stützpfeiler war schon sehr angegriffen. Das wurde jetzt, ganz denkmalgerecht, durch acetyliertes Holz ersetzt – das ist Holz, das in ein Essigsäureanhydrid eingelagert wurde, so dass seine Zellen kein Wasser mehr aufnehmen können. Damit dürfte die Zukunft gesichert sein. Sagen jedenfalls die Optimisten.