Bochum. Das Chorwerk Ruhr bringt in Bochums Jahrhunderthalle Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ zu Aufführung – ein Abend der Superlative.

Seit zehn Jahren leitet Florian Helgath das „Chorwerk Ruhr“. Dass es ihm in dieser Zeit gelungen ist, das ohnehin außergewöhnlich hohe Niveau des Chors noch zu steigern, bestätigt seinen hervorragenden, in der überregionalen Außenwirkung aber noch ausbaufähigen Ruf. Dass die Auftritte des „Chorwerks Ruhr“ zu den Höhepunkten der Ruhrtriennale gehören, überrascht längst nicht mehr.

Die Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“, die jetzt mit einjähriger Verspätung in der Bochumer Jahrhunderthalle endlich zustande kommen konnte, weist Helgath nicht nur als exzellenten Chorleiter, sondern auch als souveränen Dirigenten komplexer Produktionen aus. Dass angesichts der vielfältigen und hohen Anforderungen, die ein so groß besetztes und stilistisch vielfältiges Werk wie der „Elias“ an die Ausführenden stellt, von einer Interpretation gesprochen werden kann, bei der wirklich alles stimmt, ist geradezu sensationell.

Eine stimmige Interpretation des Werks, wie sie selten zu erleben ist

Treffsichere Tempi, feine dynamische Abstufungen, eine klangschöne Tonbildung und lebendige Phrasierung, die perfekt ausgesteuerte Balance zwischen Orchester und Chor, ein absolut homogenes Solistenquartett, ein entfetteter Gesamtklang ohne historisierende Übertreibungen, sicheres Gespür für die dramatischen, aber auch spirituellen Essenzen des Werks, die im Detail wie im Gesamtaufriss exzellent präparierte Einstudierung des Chors und des Orchesters: Es blieb kein Wunsch offen.

Eine stimmige Interpretation des Werks, wie sie selten zu erleben ist und der Ruhrtriennale eine fast dreistündige und dennoch überaus kurzweilige Sternstunde bescherte. Ein Rückgrat der Produktion bildeten die frischen und vorbildlich geschulten Stimmen des Chorwerks Ruhr, die die von Helgath angestrebten feinen dynamischen Nuancen vom zart klingenden Pianissimo bis zu festlich leuchtenden, aber niemals schrillen Fortegraden ebenso subtil ausführten wie die filigranen Klangschattierungen, mit denen die Choräle und die dramatischen Passagen ausgeleuchtet wurden.

Das renommierte „Concerto Köln“ spielte auf gleicher Höhe

Auf gleicher Höhe bewältigte das renommierte „Concerto Köln“ die nicht minder anspruchsvollen instrumentalen Aufgaben. Das historische Instrumentarium beherrschen die Musiker so souverän, dass ein schlanker, aber niemals trockener Klang zustande kam. Das spezifische Kolorit der Instrumente bereicherte zudem die Klangfarbenpalette und die Präzision im Zusammenspiel markiert eine Klasse für sich.

Einen Glückstreffer erzielte Helgath auch mit der Wahl des absolut gleichwertig besetzten und ausgewogen miteinander harmonierenden Solistenquartetts. Mit seinem markanten Bass blieb Michael Nagy den vielfältigen Anforderungen der Titelpartie nichts schuldig. Mit seinem angenehm hellen Timbre bewältigte der prominente Tenor Werner Güra seinen relativ kleinen Part. Mit samtener Wärme ließ Anke Vondung ihren schönen Mezzosopran erklingen und Carolina Ullrich schraubte ihren Sopran in schwerelose Höhen. Dass der Knabensolist der Dortmunder Chorakademie seinen kurzen, aber schwierigen Part adäquat bewältigte, rundete einen Abend der Superlative ab, den das Publikum mit gebührender Begeisterung feierte.