Essen. Einer der Gitarrengötter meldet sich zurück: Robben Ford verwöhnt seine Fans auf „Pure“ wieder mit seinem eleganten Spiel.
Es gibt auf Erden dieses gute Dutzend an Gitarristen, die erkennst du nach Sekunden – egal ob am Sound, ob an der Melodik oder am Anschlag der rechten Hand. Ein Carlos Santana gehört sicher dazu, ein Albert Lee oder ein Jimi Hendrix ebenfalls. Und ganz sicher auch: Robben Ford.
Der US-Amerikaner, der im Dezember 70 wird, ist seit Jahrzehnten als Sessionmusiker unterwegs und auch solo erfolgreich. Er hatte eigene Bands wie die „Yelllojackets“, spielte aber auch mit so unterschiedlichen Koryphäen wie den Herrschaften von „Kiss“, mit der Blueslegende B.B. King und den Jazztitanen Chick Corea und Miles Davis – Robben Ford ist also jemand, dem stilistisch so ziemlich gar nichts Grenzen aufzeigt.
Genau dieser Aspekt könnte ihm als Kompass gedient haben für sein neues Studioalbum „Pure“ (ear Music / Vertrieb: Edel Germany), das am kommenden Freitag erscheint. Denn das hat schlichtweg keinen roten Faden. Ein Mangel?
Da wird jeder Hörer seine eigene Antwort finden müssen. Die neun Titel sind stilistisch jedenfalls quer durch den Garten angelegt – Souliges gesellt sich zu Funk, Exotisches zu Fusion, und natürlich bildet der Blues die Wurzel allen Handelns von Robben Ford.
Irritierende Eröffnung
Zur Eröffnung serviert er ein Vorspiel für den später noch in ganzer Länge folgenden Titelsong. Das ist bizarres Zeug mit einem starken indischen Einschlag.
Jimmy Halis bedient die Oud, Satam Ramgotra bearbeitet die Tablas. Robben Ford legt darüber verquere Melodielinien, die einem, ehrlich gesagt, zunächst fast die Fußnägel hochziehen – aber irgendwie ist dieses Gewerkel auch höchst faszinierend, wenn man sich schließlich nach einiger Irritation drauf einlässt.
Wer den bluesigen Robben Ford schätzt, kommt zumal schon im sich anschließenden „White Rock Beer...8 Cents“ ganz sicher auf seine Kosten. Die mit Bläsern garnierte Band legt lässig den Shuffle-Teppich, auf dem Ford seine wunderbaren Soli entfaltet. Später gibt’s eine Slowblues-Dreingabe, eine musikalische Verbeugung namens „Blues For Lonnie Johnson“.
Ganz weit draußen
Was Robben Ford spielt, ist Ton für Ton einmal mehr ein Genuss. Weil seine Gitarre so eine wunderbare cremige Verzerrung hat; weil er bei jeder Improvisation auch immer ein Melodiker bleibt. Und vor allem: Man weiß nie, welche neue Nuance er im nächsten Takt unterbringt. Selbst wenn Ford sich plötzlich in Jazzermanier ganz weit draußen aus den gewohnten Skalen wiederfindet – dieser Teufelskerl findet immer wieder einen eleganten Weg, in die gewohnten Tongefilde zurückzukehren. Einfach schick.
Schade nur, dass Ford sich entschied, dieses Album mal wieder rein instrumental anzulegen. Seine Stimme war doch eigentlich auch immer ein Genuss. Vielleicht beim nächsten Mal wieder?