Duisburg. Die Allround-Künstlerin Florentina Holzinger präsentiert bei der Ruhrtriennale 2021 ihre Sicht auf Dantes „Göttliche Komödie“ – und provoziert.

Der Umgang des Menschen mit dem Tod, verknüpft mit den jenseitigen Visionen aus Dantes „Göttlicher Komödie“: Eine bessere thematische Konstellation für eine vor Kreativität sprühende und keine Provokation scheuende Allround-Künstlerin wie Florentina Holzinger lässt sich kaum vorstellen. In der Duisburger Kraftzentrale des Landschaftsparks Nord wurde jetzt bei der Ruhrtriennale die neueste Kreation der jungen Wienerin, „A Divine Comedy“, als Auftragswerk der Ruhrtriennale aus der Taufe gehoben. Die Erwartungen waren extrem hochgespannt und führten zu einer rekordverdächtigen Kartennachfrage. Das Premieren-Publikum reagierte differenziert: Jubel, verhaltener Beifall und schweigende Hände hielten sich die Waage. Ein Dutzend Besucher verließ vorzeitig die zweistündige Performance.

Überdrehter, verkrampft provozierender Aktionismus

Gemessen an den unendlichen Facetten des Schreckens, der Hoffnung und der Poesie, die eine Symbiose der Todesthematik mit der „Göttlichen Komödie“ bietet, hinterlässt Holzingers „A Divine Comedy“ lediglich den Eindruck eines überdrehten, verkrampft provozierenden Aktionismus‘. Eingeleitet durch eine spröde, zerdehnte Hypnose-Session, aus der eine Teilnehmerin in dem Bewusstsein aufwacht, Dante zu sein und als erste Tortur des Infernos vergeblich Erleichterung im Kampf mit widerspenstigen Dixi-Klos erleidet.

Die circa zwei Dutzend Tänzerinnen und Musikerinnen, allesamt im gewohnten „Nacktkostüm“, wie Holzinger die FKK-Maskerade nennt, exerzieren anschließend verschiedene Phasen höllischer Prüfungen durch. Sie springen in unerbittlichem Drill über Hürden, stürzen von Hügeln, ein Motorradfahrer rast riskant durch den Sportverein, zwei an der Decke befestigte Autos senken sich bedrohlich herab. Ein Inferno, das sich kaum vom diesseitigen Alltag unterscheidet. Und auch kaum von den anschließenden Erfahrungen im Fegefeuer und dem paradiesischen Elysium, wenn man davon absieht, dass die rote Feuerglut der Hölle einem Ausblick auf idyllische Gebirgspanoramen weicht.

Mal-Orgie im Fegefeuer und Farbe auf nackten Körpern

Eine wilde Mal-Orgie im Fegefeuer, bei der sich die Tänzerinnen eimerweise Farbe über die Körper schütten, gekrönt durch einen provokativ demonstrierten Masturbations-Akt, wirkt vorübergehend wie eine Befreiung aus den Zwängen des Infernos. Und im Elysium kommt es zu einer fast erotisch zarten Sterbeszene einer durch Parkinson gelähmten Tänzerin. Einer der wenigen Momente, die sich in ihrer Intensität aus der hektischen Bilderflut herausheben.

Das Ende bildet ein slapstickhafter Totentanz mit überdimensionalen Skeletten, die eine Prise mittelalterlichen Flairs verbreiten. Klanglich wird das Ganze von einer permanent kreißenden elektronischen Gruselkulisse untermalt, die den letztlich oberflächlichen Umgang mit dem Thema nur noch unterstreicht. Schade.

Performance nur für volljährige Besucher

Die nächsten Aufführungen in der Kraftzentrale des Duisburger Landschaftsparks: am 22., 23., 25. und 26. August. Aufgrund der Nackt- und sexuellen Szenen bleibt die Performance nur volljährigen Besuchern vorbehalten (Hier gibt es Infos und Tickets).