Essen. Neu im Kino: Drama mit Robin Wright, „Die perfekte Ehefrau“ mit Juliette Binoche – und die Wiederentdeckung einer Jazz-Doku mit Louis Armstrong.

Robin Wright ist die US-Schauspielerin, die in jungen Jahren mit Auftritten in Filmen wie „Die Braut des Prinzen“ und „Forrest Gump“ als vielversprechendes Talent gehandelt wurde. Diesem Nimbus vor einem breiten Publikum gerecht werden konnte sie aber erst ab 2013 mit der Serie „House of Cards“. Ihre Kinoarbeiten jedoch blieben meist im Status eines nur halb eingelösten Versprechens stecken, was bedingt auch auf ihren jüngsten Film zutrifft, den sie selbst produzierte und in Szene setzte.

In „Abseits des Lebens“ ist Robin Wright als Edee zu sehen, eine Frau um die 50, die sich in nicht weiter erklärtem Sozialekel von allem abnabelt, um sich in einer Blockhütte in der Wildnis zu sammeln. Was um ein Haar böse endet, bis ein Mann (Demián Bechir) ihr Hilfestellung beim Überleben anbietet.

Der Film verschmilzt in Tragik getränkte Großstadtmüdigkeit mit Jack-London-Realismus zu der Botschaft: Es ist nicht gut, die Einsamkeit zum Lebensziel zu erklären. In einigen Szenen ist das arg harmoniebetont, öfter ist es richtig anrührend – und immer sieht es atemberaubend schön aus.

Juliette Binoche als „perfekte Ehefrau“

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Die französische Gesellschaftskomödie „Die perfekte Ehefrau“ von Martin Provost führt ins Jahr 1967, in dem pubertäre Mädchen in einem privat geführten Erziehungsinstitut in der elsässischen Provinz ihre Ehepflichten eingepaukt bekommen. Lehrerin Paulette (Juliette Binoche, die einfach jede Mode tragen kann), ihre gutherzige Schwägerin Gilberte (Yolande Moreau) sowie die Nonne Marie-Thérèse (Noémie Lvovski) bringen den Schülerinnen ihre Inhalte mit aller Strenge bei. Doch nach dem überraschenden Tod des Institutsleiters müssen sie erkennen, dass ein neuer Wind in der Gesellschaft weht – und dass es für amouröse Gefühle nie zu spät ist.

Die Komödie findet schlafwandlerisch sicher die Balance zwischen sanft anklingender Sozialbrisanz, komödiantischer Überhöhung und einer Brise Besinnlichkeit, ohne sich dabei so weit aus dem Fenster zu lehnen, dass ein breites Publikum dadurch verschreckt werden würde. Weil es zudem aparte Schauwerte und keinen einzigen peinlichen Ton im Spiel gibt, erreicht der Film einen hohen Unterhaltungswert.

„Jazz an einem Sommerabend“ kommt restauriert zurück in die Kinos

Im Juli 1958 traf sich im US-amerikanischen Newport alles, was in der Jazzmusik Rang und Namen hatte. Daraus entstand der Dokumentarfilm „Jazz an einem Sommerabend“, der jetzt in restaurierter Farb- und Tonqualität wieder in die Kinos kommt.

Auftritte höchster Jazz- und Gospel-Prominenz von Louis Armstrong und Mahalia Jackson bis in die Niederungen von Rhythm & Blues (Big Maybelle) und sogar Rock’n’Roll (Chuck Berry) vollziehen sich in mondäner, weißer Ostküsten-Atmosphäre.

Und der aufstrebende Fotograf Bert Stern übernahm die Regie der Dokumentation – was viele Puristen bis heute empört, weil Stern sich kaum fürs musikalische Spektrum zwischen New Orleans und Bebop interessierte und deshalb Größen wie Miles Davis ignorierte. Andererseits wurde dieser Film zum beinahe einzigartigen Dokument dafür, wie sehr Jazz einmal den Rang einer Populär- und Tanzmusik innehatte. Das macht ihn bis heute sehenswert.