Essen. Die neue Schiller-Biografie von Dagmar Gaßdorf und Bertold Heizmann erzählt mit spürbarer Sympathie das Leben des Klassikers von allen Seiten.
Man könnte einwenden, dass es in der Schiller-Biografie, die Dagmar Gaßdorf und Bertold Heizmann vorgelegt haben, ein bisschen wenig um die Werke geht, die den Mann nicht nur zum Klassiker gemacht haben, sondern auch zu einem Autor, der noch zwei Jahrhunderte nach seinem Tod Menschen bewegt. Aber wie sollte das gehen auf 104 Seiten, die vor allem Schillers Leben gewidmet sind? Ging es doch in den Stücken, in den Gedichten, in den Abhandlungen dieses schwäbischen Heißsporns nicht zuletzt um all das, was in seinem Leben nicht gelingen sollte...
Gaßdorf und Heizmann schildern kundig, faktensicher, mit Sympathie und Bewunderung das rastlose Leben Schillers von der Elite-„Pflanzschule“ des württembergischen Herzogs Carl Eugen bis zum späten Ringen in den letzten von gerade einmal 45 Lebensjahren. Wie übel Schillers Körper am Ende zugerichtet war durch pausenlose Arbeit, durch Zumutungen wie exzessiven Kaffeegenuss, Alkohol und Dauerstress in ständiger Geldnot, durch enormen (Schnupf-)Tabakkonsum und Nahrungsentzug (er vergaß vor lauter Arbeit zu essen), eröffnet am Ende der Obduktionsbericht.
Ehrenbürger der Französischen Revolution und heimlicher Komödiant
Die Biografen berücksichtigen auch Kleinigkeiten wie das einzige komische Stück von Schiller („Körners Vormittag“, ein Geburtstagsklamauk für seinen Gönner und Freund Christian Gottfried Körner) oder die Tatsache, dass sein Name auf der Ehrenbürger-Urkunde der Französischen Revolution „Gillé“ geschrieben wurde. Aber es wird auch deutlich, warum keinem anderen Dichter so viel Verehrung zuteil wurde (zwei Dutzend Denkmäler und 2163 Schillerstraßen allein in Deutschland, Goethe „hat“ nur 2054): Schiller war ein hemmungsloser Idealist – ein Mensch, wie er in den aktuellen Zeiten von ausuferndem Egoismus und bräsigem Pragmatismus wieder nötig wäre.
Dagmar Gaßdorf/Bertold Heizmann: Schiller. Klartext Verlag, 104 Seiten, 14,95 Euro.