Essen. Im Jahr 2020, dem Jahr der Pandemie, verzeichnete der Kinder- und Jugendbuchmarkt deutliche Zuwächse. Auch örtliche Händler profitieren vom Boom.
Was tun, wenn man nichts tun kann? Lesen! Gerade Kinder und Jugendliche suchen in Zeiten der Pandemie offenbar besonders gerne Abwechslung in gedruckter Form: Der Markt ist in der Krise gewachsen.
Jüngst veröffentlichte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Zahlen. Demnach erzielten Kinder- und Jugendbücher 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutliche Zuwächse von 4,7 Prozent. Besonders gefragt waren Bilderbücher – hier stieg der Umsatz um 7 Prozent.
Einzelne Verlage,wie etwa Oetinger, liegen sogar noch deutlich darüber: Um 13 Prozent stieg der Umsatz im Bereich Kinderbuch, so Sprecherin Judith Kaiser: „Darunter sind viele Klassiker von Astrid Lindgren oder Sven Nordqvists Pettersson und Findus“. Auch Susanne Baumann, Sprecherin des Arena-Verlags, bestätigt: Der Umsatz ist gestiegen im Shutdown, besonders „vertraute Reihen und Charaktere“ hätten sich verkauft – „Mein Lotta-Leben“ etwa, „Seawalkers“ oder „Die Duftapotheke“.
„Oft fragen Eltern und Großeltern nach Büchern für ihre Kinder.“
Erfreulich für die Buchhändler vor Ort: Ihre Kompetenz scheint gefragter denn je, der Trend schlägt auch bei Ihnen – im wahrsten Sinne – zu Buche. „Wir erzählen gerade so viel Buchinhalte am Telefon wie noch nie! Das kann die Gespräche im Laden zumindest ein wenig ersetzen“, findet etwa Elisabeth Röttsches von der Buchhandlung im Literaturhaus Herne Ruhr: „Oft fragen Eltern und Großeltern nach Büchern für ihre Kinder. Aber es rufen auch Jugendliche selbst an, die bestimmte Serien lesen und nachfragen, ob der nächste Teil schon erschienen ist.“
Etwa zehn Prozent mehr Kinder- und Jugendbücher hat die Händlerin aus Herne in der Krise bislang verkauft. Was ihr auffiel: „Schon für relativ kleine Kinder werden Sachbücher sehr nachgefragt. Da spielt auch die Illustration eine große Rolle. Ein großer Trend ist die Natur: Bäume, Vögel, Wald.“ Dies liegt nah, wenn Waldspaziergänge zu den wenigen noch erlaubten Freizeitvergnügen gehören. Ebenso nah liegt der Wunsch, den Nachwuchs aufzuklären über das, was ist: „Sehr oft haben wir ein bebildertes Sachbuch über Corona verkauft, das im Loewe-Verlag erschienen ist“, verrät Elisabeth Röttsches. Und manchmal muss ein Buch auch ersetzen, was gerade nicht geht: Der Bestseller schlechthin in der Duisburger Buchhandlung Scheuermann ist das „Zoo Duisburg Wimmelbuch“.
Herner Buchhändlerin machte zehn Prozent mehr Umsatz in der Krise
Auch die Buchhandlung Schmitz Junior in Essen-Werden hat trotz der Lockdown-Phasen „das Jahr mit einem guten Plus“ beendet, so Buchhändlerin Sandra Rudel: „Neben den Büchern, die für das Homeschooling benötigt wurden, war die Nachfrage nach Beschäftigungstiteln in allen Altersgruppen besonders groß. Mal-und Rätselhefte, auch Exit-Spiele oder Puzzles.“
Trotz des Booms aber stehen die Händler der Region vor einem Problem: Wie nur anpreisen, was noch keiner kennt? „Momentan liegt unsere Schwierigkeit vor allem darin, die Neuerscheinungen sichtbar zu machen. Gerade im Kinderbuch hat man nur wenige Titel, die automatisch Nachfrage erzeugen. Bei uns läuft sehr viel über Beratung und persönliche Buchtipps“, sagt Sandra Rudel. Weil auch die Verlage dieses Problem sehen, gehen sie das Problem gemeinsam an: So hat „Schmitz Junior“ gerade eben gemeinsam mit dem Arena-Verlag in einer Online-Lesung das neue Werk der Dinslakener Autorin Sabine Zett präsentiert: „Chilly Wuff“ gab es mit echter Hunde-Begleitung.
Drei Buchhändler empfehlen Kinder- und Jugendbücher
Buchhandlung Scheuermann, Duisburg
Ab 4: Sven Nordquist: „Unsere schönsten Abenteuer“ (Oetinger).
Ein Sammelband mit einigen der beliebtesten Pettersson und Findus-Geschichten mit Spiel- und Bastelideen und dem Rezept für die berühmte Pfannkuchentorte.
Ab 6: Kai Pannen: „Rabatz in Wabe 13“ (Tulipan)
Eine urkomische Geschichte über Made Maxi, die den ganzen Bienenstock auf dem Kopf stellt.
Ab 10: Chris Colfer „Land of Stories: Das magische Land 5 – Die Macht der Geschichten“ (Sauerländer Verlag)
Eine großartige Reihe, die die Zwillinge Alex und Conner in die Welt der Märchen versetzt. Mit den bekannten Märchenfiguren neu gedacht.
Schmitz Junior, Essen
Ab 4: Antje Damm: Die Wette (Moritz Verlag)
Was brauchen Pflanzen? Viel Liebe, meint das Mädchen Lilo. Sonne und Wasser, kontert der Gärtner Hein: Die Wette ist in der Welt!
Ab 4: Nanna Neßhöver / Wiebke Rauers (Ill.) Die kleine Fledermaus Wegda (Carlsen Verlag)
Fledermaus Wegda begibt sich tagsüber auf Entdeckertour – ebenso wie die Eule, die eigentlich auch schlafen müsste. Jede der hinreißend illustrierten Geschichten endet mit Eckzähnchen putzen und Gutenachtkuss.
Ab 14: Dirk Reinhardt: Perfect Storm (Gerstenberg)
Sechs Jugendliche, die auf der ganzen Welt verteilt sind, aber gemeinsam gegen Ausbeutung kämpfen: Ein Cyber-Thriller, der viele aktuelle Themen aufgreift.
Buchhandlung im Literaturhaus Herne Ruhr
Ab 4: Gideon Sterer und Mariachiara Di Giorgio: Jahrmarkt um Mitternacht (Bohem Verlag)
Wildschwein, Fuchs und Hase erobern nachts Autoscooter, Riesenrad und Karussell: Eine tierisch magische Nacht beginnt.
Ab 8: Björn Berenz / Christoph Dittert „Explorer Team. Das Abenteuer beginnt!“ (Arena Verlag)
Rätsel müssen gelöst, Codes geknackt werden, um Lias Vater zu finden, der im Himalaya verschwunden ist.
Ab 10: Anca Sturm „Der Weltenexpress“ (Carlsen)
Nacht für Nacht sitzt Flinn Nachtigall an einem stillgelegten Bahnhof: zwei Jahre zuvor verschwand hier ihr Bruder. Eines Abends fährt ein Zug ein – ein fahrendes Internat voller außergewöhnlicher Jugendlicher.