Essen. Stargeiger Daniel Hope verneigt sich in seiner neuen CD vor dem Werk des Komponisten Alfred Schnittke: ein eher stilles, unspektakuläres Album.

Die großen Pläne, die Daniel Hope als Präsident des Bonner Beethovenhauses für das Jubiläumsjahr geschmiedet hat, haben sich aus bekannten Gründen zerschlagen. Dass der erwartete Hype um den 250. Geburtstag Beethovens allseits ausgeblieben ist, nahm der Geiger zum Anlass, mit einem eher stillen, unspektakulären Album an einen Komponisten zu erinnern, den er unter den zeitnahen Meistern kaum weniger schätzt als Beethoven unter den Klassikern.

Gemeint ist eine Einspielung diverser Kompositionen für Violine und Klavier des 1998 verstorbenen Wolgadeutschen Alfred Schnittke. Die werbewirksam unterstützte Beachtung, die man Hopes neuem Album schenkt, knüpft ein wenig an die 90er-Jahre an, die Schnittke bis zu seinem Tod in Hamburg verbrachte und in denen er zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten dieser Jahre zählte.

Es gebe „in der zeitgenössischen Musik kein beeindruckenderes Talent“

Für Daniel Hope, in Südafrika geboren, heute in Berlin zu Hause, ist es ein besonderes Anliegen, mit einem Recital wichtiger Stücke massiv an den hohen Stellenwert des Komponisten zu erinnern, dem er in den 90er-Jahren wiederholt persönlich begegnet ist. Die Persönlichkeit Schnittkes und dessen Musik festigten die Ansicht Hopes, „dass es in der zeitgenössischen Musik kein beeindruckenderes Talent“ gebe als Alfred Schnittke.

Das neue Album gibt einen Überblick über die verschiedenen Musikstile und -sprachen, die Schnittke in der Zeit von 1963 bis 1990 verwendete. „Ich bin halb Deutscher, halb Jude und lebe in Russland – da gibt es keine Lösung.“ Diese zerrissene nationale Identität spiegelt sich auch in einer Kompositionstechnik wieder, die der Komponist selbst als „Polystilistik“ bezeichnete. In der Tat kennt Schnittke keine Grenzen, wenn es um die Einbindung stilistischer Elemente aus allen Zeiten und Regionen der Musikgeschichte geht. Eine „Pastorale“ erklingt wie lupenreiner Mozart. Es folgen Sätze, als hätten Bach, Chopin und Co. Pate gestanden. In seinen besten Werken verbindet sich Ausdrucksintensität mit polystilistischen Techniken.

Daniel Hope setzt auch in den grotesken Teilen auf noble Klangschönheit

So auch im Hauptwerk des Albums, der 1. Violinsonate, die einst Hopes Begeisterung für den Komponisten auslöste. Hopes innere Verbundenheit mit der Klang- und Gedankenwelt Schnittkes hört man seinen Interpretationen in jedem Ton an. Ebenso wie seinem nicht minder Schnittke-Erfahrenen Partner Alexey Botvinov am Klavier.

So schillernd, zerrissen und widersprüchlich die Werke angelegt sind: Daniel Hope setzt auch in den grotesken Teilen auf noble Klangschönheit, wodurch manche Schärfe geglättet wirkt. Sein Kollege Gidon Kremer zeigt sich da in seinen Interpretationen aggressiver. Dafür schenkt uns Daniel Hope mit seinem Schnittke-Album eine abgeklärte Hommage auf einen Komponisten, der uns noch eine Menge zu sagen hat.