Essen/Köln. Jetzt ist die Sanierung der Kölner Bühnen nicht mehr weit von den Kosten für die Elbphilharmonie weg. Und was wird aus der Düsseldorfer Oper?
Dass Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Dienstag selbst vor die Presse trat, darf man wohl als vorbeugende Angriffsabwehr von höchster Stelle deuten. Die Hiobsbotschaften könnten, wenn die Menschen nicht andere Sorgen hätten, leicht eine Welle der Empörung auslösen. Reker glättete sie vorbeugend, indem sie für ihre Verhältnisse geradezu pathetisch daran erinnerte, wie sehr Oper und Schauspiel den Kölnern nach dem Krieg wieder auf die Beine geholfen hätten: „Ich sage Ihnen voller Überzeugung: Ja, Köln braucht Oper und Schauspiel.“
Das will man sich nun zwischen 617,6 und 643,9 Millionen Euro kosten lassen, je nachdem, welche Risiken eintreten. Wohlgemerkt: Das sind die Kosten für die Sanierung der denkmalgeschützten Bauten aus den Jahren 1957 (Oper) und 1962 (Theater), die beide vom Kölner Architekten Wilhelm Riphahn entworfen wurden. Zur Einweihung als Marksteine der Moderne gefeiert, erwiesen sie sich schon ein halbes Jahrhundert später als marode (Oper) oder gar einsturzgefährdet (Schauspiel).
Eine Kostensteigerungs-Pressekonferenz nach der anderen
Dabei liegen die wahren Kosten für die Sanierungen noch viel höher, denn man muss pro Jahr (seit 2012!) rund neun bis zehn Millionen Euro an Mieten für die Ausweich-Spielstätten hinzurechnen. Da ist man dann schon bei satt über 700 Millionen Euro – und was in der Zeit bis 2024 mit den Kosten passieren wird, kann man sich ebenfalls an den Fingern einer Hand abzählen. Unser Archiv hat schon etliche Fotos von Kostensteigerungs-Pressekonferenzen in Köln, die im Abstand von ein, zwei Jahren fällig waren; das obige etwa stammt aus dem Jahr 2017.
Und wer weiß, vielleicht erreicht man am Rhein sogar jene legendären 866 Millionen Euro, die am Ende für die Elbphilharmonie fällig waren. In Hamburg hat man allerdings ein neues Wahrzeichen dafür bekommen, dessen Bugwelle alle Kostenfragen auf den Grund der Elbe versenkt hat. In Köln haben sie die Oper anfangs als „Indisches Grabmal“ verspottet, und das Theater bezieht seinen Charme aus der gebauten Unauffälligkeit, hinter der man auch eine schmucke Turnhalle vermuten könnte.
Wohin mit der Oper in Düsseldorf?
Nun sind die Riphahn-Bauten keine Einzelfälle, wie die Debatten rund um die ebenfalls in den 50er-Jahren errichte Oper in Düsseldorf zeigen. Sanierung? Kostet so viel wie ein Neubau. Neubau? An derselben Stelle am Hofgarten dürfte er nur zwei Meter breiter werden als das alte Haus, es wäre eine verschenkte Chance. Neubau woanders, etwa am Medienhafen? Das böte die Chance für ein architektonisches Ausrufezeichen – verärgert aber das Stammpublikum, das gerne über die Heine-Allee, durch den Hofgarten und über die nahe Königsallee flaniert.
Ganz gleich, wie man sich in Düsseldorf entscheidet, sollte das allererste und allergrößte Augenmerk auf die Bauplanung gelegt werden: In Hamburg wie in Köln hat es zwischenzeitlich das denkbar größte Planungs-Chaos gegeben; in dem Bermuda-Dreieck zwischen Auftraggeber öffentlichen Hand, Architekten und Baufirmen verschwanden Abermillionen, es herrschte die organisierte Verantwortungslosigkeit. Da lohnt sich das Nachdenken über einen Generalunternehmer mir klarem Auftrag und Verfügungsrecht, ohne Einmischung der städtischen Behörden, wie man es beim Folkwang-Neubau in Essen praktiziert hat. Die Krupp-Stiftung bewilligte 55 Millionen Euro – und dieser Kostenrahmen wurde eingehalten.
In Köln jedenfalls hieß es am Dienstag, man werde jetzt vorgehen nach der Devise „Erst planen, dann bauen.“