An Rhein und Ruhr. Tausend Zeichnungen hat der NRZ-Karikaturist Thomas Plaßmann 2020 gezeichnet. Natürlich ging es um Corona. Und um Merkel, Trump und das Klima.

Durch das Dachfenster fällt das Herbstlicht auf den großen alten Schreibtisch. Bleistifte, Pinsel, Zeichenfedern stehen aufgeräumt in einer Dose beieinander, das Papier ist ordentlich aufeinandergelegt, von der Wand blickt mürrisch und streng eine ausgestopfte Krähe auf die Besucher herunter. Es ist Nachmittag. Die Arbeit ist getan, die Redaktionen sind mit den aktuellen Zeichnungen versorgt. Drei Blätter mit ganz verschiedenen Ideen zeichnet Thomas Plaßmann jeden Tag. Den Zeitungsredakteuren fällt da die Auswahl oft schwer. Und weil es dann nicht alle in die Zeitung schaffen, ist es gut, dass sie es vielleicht dann in ein Buch schaffen.

Gerade ist der Jahresrückblick 2020 mit den Karikaturen von Thomas Plaßmann erschienen. Ein ganz besonderes Jahr – das sieht man gleich auf den ersten Blick. Denn das gezeichnete Buch auf dem Titel, aus dem die Ereignisse und Akteure des Jahres herauswimmeln, trägt eine Mund-Nase-Bedeckung. Über das Buch, über Corona und über das, was die Welt und den Zeichner im Jahr 2020 besonders bewegte, haben wir mit Thomas Plaßmann gesprochen. Wir haben uns dazu auf eine besondere Form des Interviews verständigt. Wir haben dem Kollegen einen Halbsatz vorgegeben und ihn gebeten, den Satz zu vervollständigen.

Meine erste Corona-Karikatur habe ich gezeichnet, …

… am 21. Januar. Sie zeigt eine Szene im Empfangsbereich eines Flughafens, wartende Personen mit Namensschildern, Herr Plöger, Herr Chang, und dazwischen medizinisches Personal in Erwartung des Coronavirus.

Besonders betroffen macht mich in der Pandemie, ...

… in erster Linie gewiss das Leid der lebensbedrohlich Erkrankten. Die Bilder aus Norditalien im Laufe der ersten Welle haben sich eingebrannt. Und dies im Hinterkopf, zweitens, die Ignoranz und Verantwortungslosigkeit so mancher im Umgang mit ihr.

Bei mir ganz persönlich hat bisher Covid-19 …

… zum Glück auch im näheren Umfeld noch keine gesundheitlichen Spuren hinterlassen. Aber natürlich leide ich unter dem Verzicht und den Einschränkungen, die uns das Ringen mit dem Virus abverlangt.

Das Thema Corona war und ist riesig und verdrängt viele wichtige Themen. Mich treibt auch um, …

… schon so einiges. Es ist ja nicht so, dass sich unsere Probleme und Herausforderungen im Schatten des Virus plötzlich verflüchtigt hätten. Der Klimawandel zum Beispiel. Ich bin gerade Opa geworden – tempus fugit (Die Zeit vergeht) – und das macht einen schon noch ein Stückchen sensibler für dieses Thema. Das Kerlchen hat statistisch eine gute Chance all die erschreckenden Prognosen, die uns heute noch weit weg erscheinen, am eigenen Leib Wirklichkeit werden zu sehen.

Dass Donald Trump zum ersten Mal im Plaßmann-Jahresrückblick kein eigenes Kapitel hat, …

… ist nicht verwerflich. Bei der etwas einseitigen Themenlage musste er hier einmal ein wenig zurückstehen. Ich denke allerdings, es schmerzt ihn nicht allzu sehr. An sonstiger medialer Aufmerksamkeit sollte es ihm in diesem Jahr nicht gefehlt haben.

Im September wird ein neuer Kanzler gewählt. Als Zeichner wäre ihnen am liebsten, …

… also aus rein zeichnerischer Sicht, wenn sich Frau Merkel noch einmal besönne.

Wenn ich aus den tausend Karikaturen, die ich 2020 gezeichnet habe, nur eine aussuchen dürfte, …

… wäre das eine ziemlich harte Übung. Aber um ein wenig Leichtigkeit und humorigen Abstand in die Coronadunkelheit zu bringen, würd ich wohl die Zeichnung auf der Cover-Rückseite des Büchleins wählen. (Sie zeigt einen Waidmann, der einen einarmigen Handstand auf dem Hochsitz präsentiert – und niemand bekommt es mit.)

>>>INFO: Das Buch „Unterm Strich – Der Rückblick“ ist im Essener Klartext-Verlag erschienen. Der Jahresrückblick enthält auf 128 Seiten 174 farbige Zeichnungen von Thomas Plaßmann, mit einem Vorwort des Karikaturisten. Das Buch kostet 16,95 Euro . Es ist im Buchhandel und in den N RZ-Leserläden in Essen und Moers erhältlich.