Essen. Den Platten der Eltern abgelauscht: Popstar Kylie Minogue spricht über ihr neues Album „Disco“, mit dem sie auch zu ihren Wurzeln zurückkehrt.

„Meine Liebesgeschichte mit Discomusik begann früh“, sagt Kylie Minogue, per Telefon aus London. „Ich war neun oder zehn. Ich hatte gerade gelernt, wie der Plattenspieler meiner Eltern funktionierte, und dann zog ich mir alles rein, was bei denen im Wohnzimmer herumlag – Abba fand ich super, die Bee Gees, Donna Summer, Gloria Gaynor, Chic und wie sie alle heißen. Diese Discoplatten meiner Eltern sind eine lebenslange Inspiration.“ 52 Jahre ist die Australierin jetzt alt, die meisten davon verbrachte sie nach ihrem Durchbruch mit „I Should Be So Lucky“ (1988) als Pop-Weltstar.

Und auch, wenn es in dieser Karriere mal sehr hoch und gelegentlich ein bisschen runter ging, war Minogue immer da. Ständig ist damit zu rechnen, dass ihr wieder ein Hit gelingt, auf dem neuen Album „Disco“ ist zum Beispiel das glücklich-nostalgisch klingende „Magic“ ein heißer Anwärter. Nach dem in Nashville aufgenommenem, leicht von Countrymusik beeinflussten „Golden“-Album vor zweieinhalb Jahren, ist Kylie auf „Disco“ also wieder ganz bei ihren Wurzeln angekommen.

Kylie Minogue präsentiert „eigene Version von Disco“

„Wir legen das Konzept locker aus. Die Absicht war, meine eigene Version von Disco zu machen. Nicht alles auf diesem Album erinnert an die Seventies, es gibt auch Einflüsse aus den Achtzigern und Selbstzitate aus meinen frühen 2000ern, dieses Electro-Disco-Ding. Ich werfe das alles fröhlich zusammen.“ In der Kylie-Disco sind alle willkommen – Alte, Junge, natürlich die LGBTQ-Gemeinde.

Im neuen Song „Say Something“ ruft Kylie gar explizit zum Zusammenhalt und zur Überwindung von gesellschaftlichen Gräben auf. Sie sagt: „Ich glaube fest daran, dass eine Gemeinschaft immer stärker ist als Einzelne. In einer Disco, in einem Club kommen die Leute zusammen und feiern gemeinsam. Wir Menschen müssen uns verlieren, um uns zu finden. Das Leben ist nicht nur Arbeit und Pflicht. In Orten wie Clubs wächst du über dich hinaus. Eine Nacht auf der Tanzfläche kann dich glücklich machen.“

Faible für Kylie-Gay-Partys in Sydneys Schwulenbars

Kylie ist eine der weltweit einflussreichsten Gay-Ikonen. Schon kurze Zeit nach ihren ersten frühen Hits wie „I Should Be So Lucky“ gab es in Sydneys Schwulenbars erste Kylie-Nächte. „Ich fand das unglaublich toll und war sehr stolz“, so Minogue, die natürlich seitdem auch die eine oder andere Kylie-Gay-Party besucht hat.

Allerdings hatte sie als Teenager oft Probleme, überhaupt in die Clubs hineinzukommen. „Weil ich selbst mit 18 noch keineswegs wie 18 aussah“, sagt sie lachend. „Es kam vor, dass wir an der Tür einfach wieder heimgeschickt wurden.“ Diese Schwierigkeiten legten sich erst, als sie mit Anfang 20 nach London zog und berühmt wurde. „Ich war nach langen Disconächten oft diejenige, die morgens um 5 Uhr auf der Straße stand und zu den anderen sagte „Wo gehen wir jetzt hin?“

Turbulentes Liebesleben und wilde Disconächte

Da die Pandemie dem Nachtleben einstweilen einen Riegel vorschiebt, ist aber auch bei Kylie, die nach einem turbulenten Liebesleben seit zweieinhalb Jahren mit Paul Solomon, dem Kreativdirektor des Männermagazins GQ zusammen ist, Heimeligkeit angesagt. „Die wilden Disconächte finden bei mir im Moment nur in der Phantasie und in der Küche statt. Ich bin froh, dass ich meine Arbeit habe und bin wohl einer der wenigen Menschen im Land, der noch nicht angefangen hat, Brot zu backen.“