Lüdenscheid/Münster. Der geborene Lüdenscheider Björn Meyer (31) dreht mit den Münsteraner Kommissaren Thiel und Boerne. Und erzählt, wie er das Team erlebt.





An der Seite der Tatort-Kommissare Frank Thiel (Axel Prahl) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) hilft er, die Fälle in Münster zu lösen: Der gebürtige Lüdenscheider Björn Meyer wird am Sonntag zum vierten Mal in die Rolle des Mirko Schrader, Kommissar Thiels Assistent, schlüpfen. Der 31-Jährige war bereits in mehreren Fernsehproduktionen zu sehen, darunter „Der Tatortreiniger“ und „Großstadtrevier“. Er erzählt, wie es ist, mit Thiel und Boerne zu arbeiten und warum Schauspielerei für ihn eine Menge Quatsch bedeutet.

Ursprünglich waren Sie die Urlaubsvertretung von Ermittlerin Krusenstern, ihre Darstellerin Friederike Kempter verabschiedete sich Anfang des Jahres vom Tatort Münster. Gehören Sie jetzt fest zum Team?


Björn Meyer: Ich sage es mal so: Ich bin so fest dabei, dass wenn die mich brauchen, um etwas herauszufinden und zu lösen, ich auf jeden Fall am Start bin.

Wovon hängt das ab?

Das hängt natürlich davon ab, wie schwer die Arbeit ist. Ob sie den nervigen Assistenten gerade für den Fall brauchen oder ob sie es selber auf die Kette kriegen.

Der nervige Assistent – haben Sie und Ihre Rolle etwas gemeinsam?

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Ich kann auch extrem nervig sein. Aber: Die Sorgfalt, mit der Herr Schrader arbeitet, die ist bei mir weniger vorzufinden. Ich finde, dass die Figur auch sehr geduldig ist – und das kann ich wirklich nicht von mir behaupten. Aber er ist auch ein kleiner Wadenbeißer. Wenn er etwas gewittert hat, bleibt er dran. Das kenne ich auch von mir.

Weil Sie sich in die Schauspielerei verbissen haben? Sie standen bereits als Kind häufig auf Bühnen, auch in der Schule.

Ja, wahrscheinlich. Lustigerweise bewusst und unbewusst. Es hat mir immer wirklich, wirklich Spaß gemacht, das war mein Ding. Es stand nie zur Diskussion, dass ich irgendwas anderes mache. Ich wollte etwas auf einer Bühne machen.

Wie sind Sie zum Tatort gekommen?

Das ist eine sehr gute Frage, so ganz genau weiß ich das nämlich gar nicht. Ich war nicht beim Casting. Ich glaube, dass das mit „Pfirsich Melba“ zu tun hat, die Folge, in der ich beim Tatortreiniger mitgespielt habe. Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, als ich die Anfrage vom Tatort bekommen habe.

Die Kommissare Thiel und Boerne, wie sind die im wahren Leben drauf?

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Extrem unfreundlich, unkollegial…(lacht) Natürlich nicht, die sind super! Auch das ganze Team drumherum. Man wird dort sehr gut aufgenommen und hat nicht das Gefühl, dass man da als Fremdkörper agiert. Wir haben auf jeden Fall viel Spaß.

Lernen Sie voneinander?

Dadurch, dass man miteinander spielt und der/die andere auch immer zuguckt, lernt man auf jeden Fall viel. Vor allem von denen, die schon lange vor der Kamera stehen. Und dann versucht man, das zu seinem eigenen zu machen – man klaut und transformiert das für sich. So, dass keiner merkt, dass man es geklaut hat.

Sie sagten, Sie wollten immer etwas auf einer Bühne machen. Jetzt stehen Sie auch vor der Kamera. Ist das besser?

Das kann man gar nicht so sagen, das sind andere Berufszweige. Der Livemoment auf der Bühne ist schon etwas ganz tolles. Beim Film ist interessant, dass man etwas zeigen kann, was man auf der Bühne nicht sehen würde. Auch durch den Schnitt: Zack, jetzt bist du in Rom, zack, jetzt in London – und du spielst in der Realität. Das sind alles tolle Sachen.

Stehen bald wieder Drehtage an?

Ja, und ich hoffe, dass ich die Drehtage im November, die bei mir im Kalender stehen, aufgrund der aktuellen Situation noch machen kann.

Also werden wir Sie auch im nächsten Tatort wiedersehen?

Achso, ja, kann schon sein, dass ich da auch noch mal kurz was machen muss. (lacht)

Werden Sie manchmal erkannt und auf Ihre Rolle angesprochen?

Es geht, eigentlich nicht so viel. Also – in Lüdenscheid, da ja. Es ist aber noch so, dass ich mich darüber freue. Ich würde gerne sagen können: Oh man, es ist so anstrengend, ich kann gar nicht mehr zum Bäcker gehen. Aber das ist auf keinen Fall der Fall. Es ist immer extrem nett, einige sind eher überrascht.

Überrascht wovon?

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Weil man gestern noch bei ihnen Zuhause war, also theoretisch. Und wenn die einen dann in echt sehen, denken sie: Ach, Sie waren doch gestern noch bei mir im Wohnzimmer.

Mit welcher Fernsehsendung haben Sie begonnen?

Ich weiß gar nicht – was war das Erste, das ich gemacht habe? Keine Ahnung. Ich glaube, die Pfefferkörner.

Und wie kommt man an so einen Job?

Das ist sehr unterschiedlich. Ein Weg ist, dass man eine Agentur hat, über die suchen dann manchmal Caster*innen nach einem bestimmten Typ. Man wird ausgesiebt, wie man das auch kennt als Klischee. Oder es gibt die Möglichkeit – und da hatte ich auch echt Glück, weil ich viel am Theater spiele – dass die Caster*innen in die Vorstellungen kommen und einen dort sehen.

Haben Sie einen stressigen Alltag?

Oh Gott, das ist so unterschiedlich. Zuletzt hatte ich vier Vorstellungen in drei Tagen. Normalerweise ist mein Alltag, wenn man es so nennen könnte, so: Ich probe ein Stück tagsüber und abends spiele ich. Wenn ich die Vorstellung nicht habe, probe ich abends. Und wenn man dann gerade nicht in den Proben ist, klappt das mit dem Drehen. Das ist schon immer ein ziemliches Hin und Her.

Und klingt anstrengend.

Ja, aber dafür kann ich dankbar sein. Gerade jetzt in der Corona-Zeit, weil ich eine Festanstellung am Thalia Theater habe. Viele meiner Kolleg*innen sind Freischaffend und bekommen nur Geld für das, was sie gerade machen und haben kein monatliches Einkommen.

Was lieben Sie an der Schauspielerei?

Den Livemoment auf der Bühne. Man geht raus und hat manchmal echt die Hosen voll. Aber man hat eine Vorstellung, bei der man sich schon den ganzen Tag darauf freut, dass man Quatsch machen darf. Und das ist, was wir machen: Wir machen Quatsch. Traurigen Quatsch oder lustigen Quatsch. Es ist einfach cool, dass man abends auf den Spielplatz darf. Und dann gucken Leute zu und dann gibt`s auch noch Geld. Man kann damit nicht die Welt verändern, aber sicher jemanden, der zusieht, zum Nachdenken anregen. Das finde ich toll