„Hypochonder leben länger“ heißt das neue Buch von Schriftsteller Jakob Hein. Darin erzählt er aus dem Leben eines Psychiaters – seinem eigenen.
„So ist zum Beispiel Humor eine meiner Persönlichkeitseigenschaften“, weiß Jakob Hein in seinem neuen Buch „Hypochonder leben länger“. Dem wird niemand widersprechen wollen, nachdem der in Berlin Lebende vom Jahrgang 1971 in einem guten Dutzend Titeln das deutsch-deutsche Zusammenfindensollen und überhaupt die Problemfelder des Zwischenmenschlichen mit scharfem Blick für Details eingekreist hatte.
Mit ihm hatte sich einer aus der Lesebühnengeneration zu Wort gemeldet und mit komisch hintergründiger Unerschrockenheit seine Beobachtungen verdichtet. Dann war ihm ein historischer Roman ein wenig verunglückt, worauf sich der Sohn des Schriftstellers Christoph Hein nun seinem Kerngeschäft widmet: seiner psychiatrischen Praxis und dem Dasein des Psychiaters im Allgemeinen.
Kollegen und Patienten werden diese Gebrauchsanweisung für das Wartezimmer mögen
Jakob Hein hat sich 2011 nach einer Oberarztstelle an der Charité in Berlin-Mitte niedergelassen. Mit welchen Vorurteilen hat ein Psychiater zu kämpfen? Wie arbeitet er effektiv, damit am Monatsende die Kasse stimmt? Kann er überhaupt helfen, obwohl er keine Medikamente verschreibt? Kollegen und Patienten werden diese Gebrauchsanweisung für das Wartezimmer mögen, weil sie viel erfahren vom organisatorischen Teil seines Jobs. Die Welt ist alles, was ein Fall wird. Und dann ist es recht einfach: „Die eine der Personen im Raum bezahlt für das Gespräch und die andere lässt sich dafür bezahlen.“ So einfach ist es natürlich nicht. Deswegen gibt das genug Stoff für ein Buch.
Bestsellerautor und Kollege Oliver Sacks fand mit Fall-Erzählungen Millionen Leser
Jakob Hein macht es anders als sein britisch-amerikanischer Kollege, der Bestsellerautor Oliver Sacks (1933–2015), der mit Fall-Erzählungen aus seinem Berufsleben Millionen Leser fand. Man darf also gespannt darauf sein, wie er sich mit dem auseinandersetzt, der vor ihm schon Therapie und Literatur höchst erfolgreich fusionierte. Der Humor wird dabei gewiss nicht fehlen.
Das Buch: Jakob Hein: Hypochonder leben länger. Galiani Berlin, 240 Seiten, 20 €.
Die Lesung: „Der Mann, der seine Frau mit dem Hut verwechselte“ – Jakob Hein erzählt das reiche und erstaunliche Leben des Oliver Sacks. Schauspieler Ulrich Matthes liest Texte aus Oliver Sacks’ großem Werk. 11. Oktober, 19 Uhr, Zollverein Halle 12. VVK 18/14 €, AK 25/21 €.