Essen. Klassik für Kinder: Zwei neue CD-Projekte machen sich auf den Weg zu Ludwig van Beethoven. Es führen Martin Stadtfeld und Malte Arkona.

Seit wir den guten alten Schulfunk nicht mehr haben, springen mit dankenswerter Gewissenhaftigkeit andere ein, über den Unterricht hinaus Wege zum Wissen zu zeigen. Der 250. Geburtstag Beethovens zeitigt zwei gelungene Hör-Formate für Kinder. Ihre Verschiedenartig beweist allein: Es führen viele Wege zu Ludwig van.

Vom Klavier erhebt sich Martin Stadtfeld in einem Hörspiel, um mit einem Kind ins Gespräch über den Titan zu kommen. Damit knüpft der feinsinnige Pianist gewissenhaft an die Tradition antiker Philosophie an: der Dialog als Weg zur Erkenntnis. Filippa Wollheim übernimmt die Sprecherrolle des Kindes und kommt mit natürlicher Naivität („Das war doch der mit dem Hörrohr, der immer so grimmig geguckt hat!“) zur Sache.

„Beethoven für Kinder“ ist kein Hörspiel mit Knalleffekten geworden. Auch setzt die Produktion ein gewisses Vokabular („Revolution“, „Schafott“, „Zitieren“ etc.) voraus. Aber ihre Reise ins Leben eines Komponisten treten die ungleichen Gesprächspartner in klug gestalteten Einheiten an: So geben sie plaudernd Einblicke in Beethovens Werkstatt („Was ist eine Sonate?“), sein chaotisches Künstlerleben samt historischem Kolorit und in jene Musik, die vor allem eine mitreißende Gefühlswelt ist.

Martin Stadtfelds CD widmet sich einem „Beethoven für Kinder“

Für Martin Stadtfeld ist Musikvermittlung kein Neuland, regelmäßig ist er Gast in Schulklassen unserer Region. Das spürt man, wenn er Anekdoten erzählt. Und immer wirkt seine Begeisterung für die Musik absolut echt. Alle Musikbeispiele interpretiert Stadtfeld selbst. Als Bonus warten auf der zweiten CD 14 seiner Beethoven-Favoriten.

Denkbar gegensätzlich dazu: „Beethoven auf der Spur“. Kinderliebling Malte Arkona, einst Moderatoren-Flaggschiff im Tigerenten-Club, macht in „Beethoven auf der Spur“ den Sherlock samt Detektivbüro. Allerdings – und das dürfte jungen Hörern sehr gefallen – dreht die Story den Spieß um. Wo Stadtfeld der Wissende war, ist dieser Orchesterdetektiv ein ehrgeiziger Trottel, über den vor allem seine Kollegin Lucia (Kiara Scheicht) lacht. Sie ist Geigenschülerin und öffnet ihrem Chef die Tür zu einer Orchesterprobe. Da muss der naseweise Spürhund lernen, dass seine These, Beethoven sei gar nicht der Komponist der berühmten Fünften, um die sich hier alles dreht, Quatsch ist. So lehrt ihn Lucia, dass das „pp“ nicht der Komponist Paul Peters ist, sondern „pianissimo“ die Aufforderung zu ganz leisem Spiel bedeutet.

Malte Arkona, einst im Tigerenten-Club, wird für Beethoven zum Orchesterdetektiv

„Fermate“, „Motiv“, „Durchführung“: Es glückt Susanne Grünings Hörspiel gut, mittels einer lustigen Expedition den Hörern allerhand Wissen unterzujubeln. Kalauer werden nicht gemieden. Das berühmte Schicksalsmotiv (Ta-ta-ta-taaa) betexten sie angesichts des schlemmenden Beethoven „Mein Bauch tut weh – ich brauch ‘nen Tee.“ CD 2 enthält die komplette Sinfonie 5, zupackend dramatisch gespielt von der NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze.

Martin Stadtfeld: Beethoven für Kinder. 2 CDs, ca 15 €.

Beethoven auf der Spur. 2 CDs, ca.15€. Beide bei Sony.