New York. Für US-Kultureinrichtungen, die kaum subventioniert werden, sind Einnahmen überlebenswichtig. Deshalb droht vielen von ihnen durch Corona das Aus.

Ob das Art Institute in Chicago, das Getty-Museum in Los Angeles, ob Orchester, Ballett, Musik- und Literaturfestivals, Kinos oder der New Yorker Broadway: Die Kultur in den USA liegt in der Corona-Krise brach. Im Frühjahr schlossen wegen des Coronavirus-Pandemie zahlreiche Einrichtungen, ein großer Teil ist im Sommer nun immer noch dicht. Einige Institutionen wollen bald zurückkehren, andere werden nicht vor 2021 starten. Und wieder andere zweifeln daran, ob sie es überhaupt jemals wieder zurückschaffen.

Wie soll es etwa mit der Museumswelt der Millionenmetropole New York weitergehen? Das Metropolitan Museum hat gerade angekündigt, Ende August wieder aufmachen zu wollen – mit strengen Kapazitätseinschränkungen, Masken-, Abstands- und Hygieneregeln. Die New York Historical Society auf der anderen Seite des Central Parks kündigte an, Mitte August erstmal wieder mit einer Ausstellung unter freiem Himmel und Sonderöffnungszeiten für ältere und immungeschwächte Menschen starten zu wollen. Zahlreiche andere Museen haben sich zu ihren Wiederöffnungsplänen noch gar nicht konkret geäußert. In der automatischen E-Mail-Antwort des Museums of Modern Art hieß es noch Mitte Juli, das Museum sei „vorübergehend bis zum 30. März“ geschlossen.

Dramatische Perspektive

Andere Kultureinrichtungen der Stadt haben sich bereits konkret positioniert – mit dramatischer Perspektive: Die Theater am Broadway, die Metropolitan Oper, die Philharmoniker und die Ballett-Ensembles haben bereits bis Ende des Jahres alle Auftritte abgesagt. „Unsere größte Sorge ist die Gesundheit und die Sicherheit unseres Publikums, unserer Musiker und unserer Angestellten“, sagte die Präsidentin der New Yorker Philharmoniker, Deborah Borda. Alle diese Institutionen, die sich wie die meisten Kultureinrichtungen in den USA hauptsächlich von Spenden und Eintrittsgeldern und nur zu einem sehr geringen Teil durch städtische oder föderale Zuwendungen finanzieren, gehen von Verlusten im hohen Millionenbereich aus. Viele haben bereits Mitarbeiter entlassen.

„Es ist eine sehr schwierige Zeit“, sagte Peter Gelb, Direktor der Metropolitan Opera. An der Westküste sieht die Situation ähnlich aus. In der Filmbranche mussten Drehs unterbrochen, Kinostarts verschoben und zahlreiche Preisverleihungen abgesagt oder verschoben werden. Das hat schon jetzt Auswirkungen auf 2021: Die Oscars sollen erst im April verliehen werden. Museen hatten in Kalifornien erst wieder öffnen dürfen, wurden dann aber aufgrund steigender Corona-Neuinfektionen wieder zum Schließen aufgefordert.

Nationale Abrechnung

In Texas, Ohio, Florida oder Kansas, sind einige Museen, oft mit umfangreichen Hygieneregeln, wieder geöffnet oder planen es. Angesichts steigender Infektionszahlen in großen Teilen des Landes bewerten Experten das allerdings sehr kritisch.

Viele Kuratoren halten die Ereignisse draußen vor der Tür bereits jetzt für museumswürdig: Eine Pandemie mit all ihren Auswirkungen, zeitgleich mit landesweiten Protesten gegen Polizeibrutalität und Rassismus. Sie haben damit begonnen, Erinnerungsstücke zu sammeln – Masken, Poster, Ton- und Videoaufnahmen. „Ich denke, es ist ein Projekt der nationalen Abrechnung“, sagte Anthea Hartig, Direktorin des Smithsonian’s National Museum of American History in Washington, der „New York Times“.