Essen. Eine neue Handy-App führt zu 700 Kunstwerken im öffentlichen Raum zwischen Aachen und Detmold – inklusive Routen für Wanderer und Fahrradfahrer.
Die Kunst im öffentlichen Raum hat es nicht leicht, wird oft nicht gefunden. Oder, schlimmer noch: Gar nicht mehr bemerkt, bestenfalls noch gesehen, ohne aber wirklich noch registriert zu werden. Geschweige denn gewürdigt.
Im Ruhrgebiet hat vor einiger Zeit die Brost-Stiftung eine Aufmerksamkeitswelle für Kunst in freier Wildbahn angestoßen, nun versucht das Kultursekretariat NRW, in dem sich 70 mittlere bis kleinere Städte von Ahlen bis Würselen zusammengetan haben, etwas Ähnliches für das gesamte Land: Die neue, selbstverständlich kostenlose Handy-App „NRW Skulptur“ bietet sage und schreibe 700 Werke von Kunst im öffentlichen Raum aus der Zeit nach 1945.
Versunkenes Dorf, Eisenbahnbrücke und Bahnhofsuhren
Das Kultursekretariat preist sie ebenso selbstverständlich als „herausragend“, was nicht nur für das „Versunkene Dorf“ von Mariele Neudecker im Steinfurter Tiggelsee gilt, das aus Dachkanten überm Wasserspiegel besteht. Manche Skulptur ist indes so gut in die Gegend integriert, dass man sie kaum wahrnimmt. Wie die „Zwölfzeiger“ von Norbert Radermacher an der Eisenbahnbrücke über die Bochumer Bergstraße, die wie Bahnhofsuhren ohne Zifferblatt auf Punkt zwölf oder fünf nach zwölf zu stehen scheinen.
Es sind weniger bekannte Künstler dabei, aber auch klingende Namen wie Gerhard Marcks, Per Kirkeby, Rosemarie Trockel, Ilya Kabakov, Heinz Mack, Ulrich Rückriem, Thomas Schütte oder Max Bill.
Routen für Skulpturen-Ausflüge
Für Skulpturen-Ausflüge eignet sich die App auch, mit Routen wie „Skulpturen in Herford“, „Spaziergang in Münster I und II“, eine „Radtour vom Aasee zum Rüschhaus“ oder die Radwanderung „Salztangente“, die Franz John entwickelt hat und die von Gronau über Ahaus, Vreden, Stadtlohn und Borken nach Bocholt führt und die mit blauen Stangen auf die Salzschicht des Münsterlands in über 1000 Metern Tiefe hinweist.
Die Kunst ist zudem sortiert nach Regionen wie Südwestfalen, Sauerland, Ruhrgebiet, Rheinschiene, Ostwestfalen-Lippe, Niederrhein oder Hellweg. Oder sie wird nach Projekten aufgefächert. Und erst recht staunenswert ist die Vielzahl der Skulpturenparks zwischen Rhein und Weser: an letzterem Fluss etwa in Wendlinghausens Schlosspark, im westfälischen Halle etwa, in Willebadessen am Eggegebirge, in Kettwig im Essener Süden, in Köln oder im Wuppertaler „Waldfrieden“. Der Hellweg hat seinen „Lichtweg“, Bad Berleburg seinen „Waldskulpturenweg“ und Neheim seinen „Kunstpfad“.
App mit Merk-Funktion
Und für alle, die sich peu à peu durch das Skulpturenland NRW ackern wollen, verfügt die App auch über eine Merk-Funktion. Da kann man entweder alle Skulpturen speichern, die man schon kennt – oder besser noch: alle unbekannten.