Essen. Die Dortmunder Krimi-Autorin Gabriella Wollenhaupt schickt ihre Ermittlerin mit dem 30. Grappa-Krimi in Rente – traurig und erleichtert zugleich.
30 Jahre, 30 kriminelle Fälle – und nun geht Journalistin Maria Grappa in Rente. Mit der Dortmunder Autorin Gabriella Wollenhaupt sprach Britta Heidemann über den Abschied, sehr lebendige Leichen und Recherchen unter Polizeischutz.
Frau Wollenhaupt, Sie haben tatsächlich Maria Grappa in den Ruhestand geschickt. Wie fühlen Sie sich?
Gabriella Wollenhaupt Auf der einen Seite ein bisschen traurig. Ich denke in vielen Situationen, das kommt in den nächsten Grappa! Und dann fällt mir ein, dass ich ja gar keinen mehr schreiben will. Andererseits: Ich habe jetzt 30 Grappa-Krimis in 30 Jahren geschrieben und kenne keine deutsche Krimi-Serie, die so lange lief. Jedes Jahr ein Buch, und das neben der Arbeit als WDR-Redakteurin, das ist schon eine Leistung, auf die ich auch stolz sein kann.
Wie haben Sie sich organisiert?
Ich habe immer ein halbes Jahr recherchiert und bin in der Schreibphase morgens um sechs Uhr aufgestanden, um zu schreiben. Das frühe Aufstehen habe ich nun beibehalten…
Ihre Protagonistin hat sich im Laufe der Jahre verändert.
Ja, Grappa ist mit ihrer Autorin gealtert. Irgendwann musste sie sich die Haare färben und hat es im Rücken. In den ersten Romanen hatte sie ständig neue Liebhaber, das hat sich bei mir auch erledigt, seit ich glücklich verheiratet bin. Da kann man so etwas einfach nicht mehr schreiben. Insofern war klar, dass irgendwann Schluss sein muss. Dass Grappa mit 75 noch in der Redaktion sitzt und Gangster jagt, das glaubt doch kein Mensch.
Sie selbst sind ebenfalls Redakteurin im Ruhestand.
Tatsächlich würde mir dadurch auch für die Krimis etwas fehlen. Zuletzt hatten wir drei Redaktionskonferenzen am Tag – was sich da abspielt, das muss man nur ein wenig überhöhen, und schon hat man die schönsten Szenen. Bei meinem ersten Krimi habe ich leider einen Kollegen, den ich eigentlich mochte, dermaßen verärgert, dass er nie wieder mit mir geredet hat. Danach war ich dann etwas vorsichtiger…
„Hier liegt alles nah beieinander und ich kann vor der Haustür recherchieren“
Auch die Stadt Dortmund ist heute eine andere als vor 30 Jahren.
Mein erster Krimi hat sich mit der Sanierung der Dortmunder Nordstadt beschäftigt, und wie dort die alten Mieter herausgeekelt wurde. Im letzten geht es nun um die Neonazis und Clan-Kriminalität. Ich war mehrfach im Dortmunder Nazi-Kiez in Dorstfeld, unter Polizeischutz, und habe einige Abende in einer Shisha-Bar verbracht. Das schätze ich eben an Dortmund, hier liegt alles nah beieinander und ich kann vor der Haustür recherchieren.
Hatten Sie nie Angst?
Nein, bisher eigentlich nicht. Obwohl es einmal Drohbriefe gegeben hat, da ging es im Krimi um die italienische Mafia. Selbst die ganzen Kommunalpolitiker, die ich in meinen Büchern umgebracht habe, haben es mir nicht übel genommen. Es gab schon Situationen, da sind mir beim Presseball vier oder fünf meiner Leichen begegnet… (lacht)
Grappa zieht es nun weg aus Dortmund – und Sie?
Ich bin hier sehr verwurzelt in Dortmund, auch als Malerin. Und ich pflege meine demente Mutter. Aber ich habe so viele schöne Reisen gemacht in den vergangenen Jahren, dass ich das Zuhausebleiben jetzt auch genießen kann.
Sie schreiben auch historische Romane, werden Sie dies denn weiterhin tun?
Ja, gerade arbeite ich an einem Roman, der im Berlin der 30er Jahre spielt. Er soll im kommenden Herbst erscheinen.
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