Essen. Das Museum reaktiviert den Ort, an dem schon die legendäre Foto-Kuratorin Ute Eskildsen ihre großartigen Entdeckungen inszenierte.
Sie haben Post! Seit über zehn Jahren landen auf den Schreibtischen von Kuratoren und Redakteuren aus der Fotoszene immer wieder anonyme Schreiben mit rätselhaften Bild-Botschaften und wenigen Fragen. Achtlos wegwerfen mochte sie niemand, aber richtig gesammelt hat diese kommerzkritischen Kommentare zur Fotografie auf einfachem Papier mit Scharzweiß-Bildern auch keiner.
Von Axel Hütte bis André Kertész
Das Essener Museum Folkwang aber hat den Dialog mit den weiter unbekannten Urhebern aufgenommen und die über Mittelmänner angekauften „21 Lettres.a.la.photografie@gmx.de“ nun als „künstlerisches Manifest“ in die Ausstellung gehängt. Im Untergeschoss des Hauses finden sie zu einem vielschichtigen Austausch mit Bildern der Fotografischen Sammlung von Axel Hütte bis André Kertész.
Viele Jahre war dieses Folkwang-Untergeschoss ein Platz der Entdeckungen, wo die legendäre Foto-Chefin Ute Eskildsen wegweisende Ausstellungen realisiert hat. Nun soll es wieder zum Schauplatz regelmäßiger Fotopräsentationen werden, die Bilder der grandiosen Sammlung mit Neuerwerbungen in Verbindung setzen.
Peter Gorschlüter: „Unglaubliche Fundgrube“
Mit über 65.000 Fotografischen Arbeiten beherberge man schließlich einer der „bedeutendsten, vielleicht die bedeutendste Sammlung in einem deutschen Kunstmuseum“, betont Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter. Das man diese „unglaublichen Fundgrube“ künftig noch stärker und in regelmäßigen Abständen fürs Publikum öffnen will, dürfte nicht nur den Plänen eines Bundesinstituts für Fotografie geschuldet sein, das Essen in den nächsten Jahren zur Fotohauptstadt der Republik machen soll.
Es gehe auch darum, die Vitalität und die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Mediums zu präsentieren – vom eher gesellschaftskritisch-konzeptionellen Ansatz wie bei „21 Lettres“ bis zu den jüngsten Positionen von vier Stipendiaten der Wüstenrot-Stiftung, die mit ihren Förderpreiträgern Dokumentarfotografie bereits zum 12. Mail im Folkwang zu Gast ist. Auch hier ist das Spektrum groß – es reicht vom visuellen Essay zum Thema Flucht mit Bildern aus dem Stasi-Archiv bis zur Auseinandersetzung mit der Gamingwelt. Zu sehen bis zum 8. November.