Essen. Auf je eigene Weise öffnen die Bibliotheken in den Revierstädten. Ein einheitliches Bild gibt es bei den Online-Ausleihen: Die stiegen rasant an.

Endlich! Dies ist das Wort, das die Bibliotheksmitarbeiter in den Revierstädten in diesen Tagen am häufigsten hören: „Endlich seid ihr wieder da!“ Und so unterschiedlich die Wieder-Öffnung in den einzelnen Städten läuft, so einheitlich ist das Bild der Leserschaft: „Sehr freundlich, sehr geduldig, sehr diszipliniert“, beschreibt der Bochumer Bibliotheksleiter Meheddiz Gürle seine Kundschaft.

In Bochum dürfen die Leser seit Montag wieder ins Haus, in Duisburg schon seit zwei Wochen, in Essen aber nur, um Bestellungen abzuholen oder Bücher zurückzugeben: Es gilt nicht nur die Auflagen der Landesregierung zu beachten, sondern auch die städtischen Regelungen; dies macht das Ruhrgebiet einmal mehr zu einem bunten Teppich.

„Bitte bringen Sie gute Laune und etwas Gelassenheit mit!“

Wo aber die Türen geöffnet sind, da gelten Regeln, die wir schon aus dem Supermarkt kennen: Jeder ein Körbchen! Und (zumeist) Mundschutz, oft die namentliche Registrierung des Besuchs, immer der gebotene Abstand – und gerne ein etwas zügigeres Stöbern als üblich. „Bitte bringen Sie gute Laune und etwas Gelassenheit mit!“, heißt es auf der Webseite der Mülheimer Bibliothek.

Seit dem 29. April ist die Zentralbibliothek Duisburg wieder geöffnet, die Bezirksbibliotheken seit dieser Woche. „In den ersten Tagen hatten wir riesige Schlangen vor dem Eingang, wie man sie ansonsten nur vom Baumarkt kennt“, erzählt Bibliotheksleiter Jan-Pieter Barbian. Was aber dennoch fehlt: Weder die Zentralbibliothek noch die Bezirksbibliotheken sind die gewohnten Begegnungsorte. „Seit einigen Jahren kommen zum Beispiel zahlreiche Schüler zu uns, um gemeinsam zu lernen; gerade vor dem Abitur gibt es in allen Bibliotheken einen großen Andrang“, so Barbian. Jetzt sind die Räume, die sonst Lernorte sind, absichtlich vollgestellt: Mit den Stühlen, auf denen normalerweise die Bibliotheksbesucher lesen, lernen und miteinander diskutieren können.

„Unsere digitalen Dienste konnten in den Vordergrund rücken“

Die Bibliotheksmitarbeiter haben den Lockdown ganz unterschiedlich erlebt: In Duisburg haben sie teils ausgeholfen bei Gesundheitsamt, Callcenter und Feuerwehr oder Körbe gepackt für die mobile Ausleihe „BiB to go“; in Essen wurden sie gar in Kurzarbeit geschickt, in Bochum (wo demnächst ein Umzug ansteht) haben sie ausgemistet und sortiert. In allen Städten aber hatten die Tage der geschlossenen Türen einen höchst erfreulichen Effekt auf die Ebook- und Epaper-Ausleihen, die ebenso einheitlich in der Corona-Zeit kostenlos waren (und es oft noch sind).

„Es ist positiv, dass unsere digitalen Dienste so in den Vordergrund rücken konnten,“ sagt der Essener Bibliotheksleiter Klaus-Peter Böttger. Auf Youtube warb er für die kostenlose „Onleihe“ – 300 spontane Neuanmeldungen waren die Folge. Insgesamt verzeichnete Essen ein Drittel mehr digitale Ausleihen im Vergleich zum Vorjahr: im April 2019 waren es knapp 56.000 Ausleihen, im April 2020 gut 75.000. Auch in den anderen Städten lässt sich der rasante Anstieg an den Zahlen ablesen.

Nur Bilderbücher werden selten als Ebooks gelesen: In der Kettwiger Stadtteilbücherei hofft man, dass auch hier das Stöbern bald wieder erlaubt ist: Hier stapeln sich die Bücher, Spiele und Hörbücher für die Allerkleinsten.