Essen. Am 23. April wird der Welttag des Buches gefeiert – in diesem Jahr aber in aller Stille und oftmals mit Mundschutz. Vier Stimmen aus der Region.
Diesmal gibt es die Buchgeschenke für Schüler nicht zum „Welttag des Buches“, sondern erst zum Weltkindertag im September. Feste, Aktionen, sie müssen ausfallen – aber gelesen wird immer! Am Tag vier der Ladenöffnung machen vier Stimmen aus den Buchhandlungen der Region Mut.
Margit Meier, Buchhandlung Lesezeichen in Duisburg-Hamborn
„Als wir schließen mussten, das war der Hammer – plötzlich stand ich alleine im Laden, das Gitter an der Tür war zu, eine sehr bedrückende Atmosphäre. Aber meine beiden Mitarbeiter haben Bücher in den gesamten Duisburger Norden geliefert, die kennen sich jetzt richtig gut aus! Und die Kunden waren so nett, viele haben uns Schokolade als Nervennahrung gebracht… Wir liefern weiter aus, gerade für die Älteren haben wir das immer schon gemacht: Das ist doch schrecklich, wenn man nicht gut zu Fuß ist, nicht raus kann – und nichts zum Lesen hat! Jetzt haben wir Schilder auf Deutsch und Türkisch am Laden, dass die Kunden bitte Abstand halten sollen, und mein Schwager hat aus Plexiglas einen Schutz für die Kasse gebaut.“
Annika Brandenberg, Buchhandlung Folgner in Essen-Kettwig
„Eine Kundin hat uns geschrieben: ,Schön, dass ihr für uns da seid – euer Lächeln ist echt und nicht nur auf einen Karton gedruckt‘ – wie es ja bei Amazon der Fall ist. Das hat uns so sehr gefreut! Wir haben alle Karten und die Umschläge, in denen die Kunden uns das Geld für die gelieferten Büchern gesteckt hatten, im Schaufenster ausgestellt. Es sind auch viele neue Kunden zu uns gekommen, die jetzt hoffentlich bleiben. Auffällig war: Wir haben mehr Mal- und Vorlesebücher verkauft, mit denen die Eltern ihre Kinder daheim beschäftigen können.“
Peter Kolling, Buchhandlung Proust Wörter & Töne in Essen
„Unsere Kunden sind so solidarisch, das lässt einen fast vor Scham im Boden versinken. So viele Plätzchen, so viele nette Postkarten haben wir beim Ausliefern bekommen! Trotzdem war das eine extrem stressige Zeit, wir waren ja nicht darauf vorbereitet, plötzlich Versandbuchhandlung zu sein: den ganzen Tag am PC sitzen, Bestellungen aufnehmen, Tüten packen. Wir sind schon froh, dass wir die Ladentür wieder öffnen können, auch wenn wir den Versandservice beibehalten. Über Facebook haben wir unsere Kunden informiert, dass in unserem Laden Maskenpflicht besteht, und haben hier einen Karton mit Masken für diejenigen, die nicht daran gedacht haben. Wenn zwei, drei Kunden im Laden sind, stellen wir einen Wartestuhl nach draußen.“
Elisabeth Evertz, Buchhandlung Scheuermann in Duisburg
„Wir freuen uns sehr, dass wir wieder öffnen dürfen, aber sehen auch unsere Verantwortung: Es wäre sicher nicht gut, wenn jetzt die Innenstädte schon wieder rappelvoll wären. Deshalb haben wir unseren Lieferservice beibehalten und bewerben ihn auf unserer Internetseite. Mittags, wenn es etwas voller ist, müssen jetzt schon mal Kunden draußen warten. Eigentlich gibt es im Moment nur Positives: Wir haben eine Spendenaktion gestartet und könnten für tausend Euro Kinderbücher kaufen, für das Schifferkinderheim in Ruhrort und eine Hochhaussiedlung in der Innenstadt. Außerdem haben wir einen Quantensprung gemacht, was die neuen Medien angeht, wir sind viel mehr bei Instagram unterwegs und geben jetzt auf Youtube Buchtipps.“