Bochum. Tresenlesen mit Goosen und Malmsheimer, das Original. Es ist die Wiedervereinigung des Jahres – hier ein fernschriftliches Gespräch mit beiden.

Für einen einmaligen Auftritt mit einem „Tresenlesen“-Spezial am Karsamstag haben sich die Frank Goosen und Jochen Malmsheimer nach 20 Jahren wieder gemeinsam auf die Bühne begeben: Das Ergebnis des epochalen Zusammentreffens der beiden im Bochumer „Zeitmaul“-Theater ist heute Abend ab 20.15 Uhr auf dem Youtube-Kanal „Größen ausse Gegend“ zu bestaunen. Jens Dirksen interviewte die beiden virenfrei per E-Mail.

Tresenlesen wieder vereint, das ist für Freunde der Hochkomik im einstigen Hochofenland in etwa das, was in der Popmusik eine Beatles-Reunion wäre – was treibt Sie beide wieder zusammen auf die Bühne?

Frank Goosen: Um ehrlich zu sein: Wir hatten das im Jahr 2000 genauso verabredet. Allerdings für den vierten Oktober, den vom irischen Schriftsteller Flann O’Brien ausgerufenen „Tag des Kruges“. Da jedoch die humoristische Grundversorgung der Bevölkerung derzeit ernsthaft gefährdet ist, haben wir uns entschieden, die ganze Sache vorzuziehen.

Jochen Malmsheimer: Die Zeiten sind schwierig, anstrengend und der coronale Einschluss verlangt der Bevölkerung einiges ab. Da liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass ein jeder nach seiner Fasson die jeweiligen Talente nutze und alles daran setze, dieses Los erträglicher zu machen! Zudem rückt man in einer Krise immer, Geborgenheit suchend, näher zusammen und gerade eben auch dann, wenn man jahrelang außer Sichtweite saß.

Heißt das einmalige Programm wirklich „Rückkehr nach Sloegenkoegen!“?

Malmsheimer: Fürwahr einmalig! Das ist schwedisch und bedeutet soviel, wie „Hengenbengen“, denn „Sloegen“ meint „Hengen“ und „Koegen“ „Bengen“.

Goosen: Das heißt, wenn einige jetzt nach Hengenbengen fahren statt nach Sloegenkoegen, ist das kein Problem, weil alles sehr dicht bei­ein­ander liegt.

Was ist gemeint mit den angekündigten „literarischen Gassenhauern aus der Zeit noch bevor Quirinius Statthalter in Syrien wurde“?

Goosen: Die Quirinius-Formulierung spielt darauf an, dass einige Texte gar nicht von uns sind, sondern bei Ausgrabungen in der Nähe von Damaskus entdeckt wurden. Auch vor Christi Geburt muss es schon Fußball-Konferenzschaltungen gegeben haben. Faszinierend!

Warum sind Sie eigentlich damals im Jahr 2000 ausein­andergegangen? Die Reihe von ähnlichen Fällen ist ja lang, von den Missfits über Al Bano und Romina Power bis zu Till & Obel. Ist so etwas zwangsläufig, weil man einander wie ein altes Ehepaar immer ähnlicher wird?

Goosen: Ja.

Malmsheimer: Man geht gemeinhin auseinander, weil sich der Weg gabelt. Das Entscheidende aber ist doch, dass man nur wieder zusammenkommen kann, wenn man sich vorher trennte. Und dass uns das Zusammenkommen wieder gelungen ist, nach langer, notwendiger Zeit, ist das wirklich Schöne und, gerade auch für mich in dieser mit guten Nachrichten nur ungenügend ausgestatteten, quarantären Situation, etwas Wunderbares.

Bleibt die Wiedervereinigung wirklich eine einmalige Sache? So wie beim einigen Deutschland?

Goosen: In Frankreich sind Rotwein und Kondome ausverkauft, bei uns Klopapier. Wir sehen also: Alles ist möglich.

Malmsheimer: Eine Wiedervereinigung lässt sich, und da ist sie der Schwangerschaft sehr ähnlich, nicht vertiefen. Allerdings verlief die unsrige Wiedervereinigung, und das ist der Unterschied zur deutschen, für alle Beteiligten gleichermaßen freundlich, vertraut und genussvoll, keiner wurde übervorteilt, abgehängt, perspektivlos gemacht und enteignet, darob missgelaunt, debil, übelriechend und rechtsradikal. Von Tresenlesen lässt sich also noch einiges lernen! Und denken darf man alles.

„Kea, die Bude is tiptop,“ sagte die Chefsekretärin im putzfidelen Homeoffice heute Morgen am Fischstand, „ich fang schon an, inne Steckdosen zu pörkeln!“ - Haben Sie an sich auch schon Verhaltensweisen bemerkt, die eigentlich keine andere Ursache haben können als Corona-Koller?

Malmsheimer: Dass Sie die verdiente und beliebte Schauspielerin und Sängerin Dagmar Koller, die auch noch die Gattin des ehemaligen Wiener Oberbürgermeisters Helmut Zilk war und aus der bundesdeutschen Kulturlandschaft nicht wegzudenken ist, im Rahmen eines dürftigen Witzes ohne jeden Grund als vermeintliche Galionsfigur einer Pandemie darstellen, unterschreitet jedes geschmackliche Niveau und belastet zudem unnötig die ohnehin fragilen Beziehungen zu Österreich. Man spricht zu Recht auch nicht von der Grippe-Rothenberger oder der Typhus-Callas!

Goosen: Wir besitzen viele unterschiedliche Teelöffel. Habe heute alle nebeneinander auf den Tisch gelegt und lange angesehen. Dann mit dem Hund raus. Nach einer halben Stunde festgestellt: Wir haben keinen Hund.

Ah ja.

Goosen: Wir würden übrigens noch gerne darauf hinweisen, dass, wer diese ganze Reihe „Größen ausse Gegend“ unterstützen will, echte Eintrittskarten für die Veranstaltungen erwerben kann. Ganz freiwillig natürlich.

Malmsheimer: Alle Gewerke haben sich entlohnungslos in den Dienst der Sache gestellt, was Organisation und Durchführung angeht. Und nicht zuletzt dem Theater sind ja nun alle Einnahmen weggebrochen.

Goosen: Deshalb werden die Einnahmen gleichmäßig unter allen Beteiligten aufgeteilt. Im Gegensatz zur üblichen Vorgehensweise, bei der die Künstler einen größeren Anteil bekommen.

Malmsheimer: In diesem Sinne: Glück auf!