Duisburg. Die konzertante Wagner-Einspielung der Deutschen Oper am Rhein in der Duisburger Mercatorhalle liegt nun auf 2 CDs und als Download vor.

Als vor einem Jahr ein Wasserschaden das Duisburger Theater für Wochen außer Betrieb setzte, herrschte eine Art Ausnahmezustand bei der Deutschen Oper am Rhein und den Duisburger Philharmonikern. Aus heutiger Sicht lässt sich die damalige „Katastrophe“ als Bagatelle abhaken. Und der auf den ersten Blick faule Kompromiss, die ersehnte zyklische Aufführung des neuen Nibelungen-Rings der Rheinoper nicht szenisch, sondern nur konzertant in der Mercatorhalle zu präsentieren, erwies sich letztlich sogar als Glücksfall. Denn die besseren akustischen Bedingungen begeisterten Generalmusikdirektor Axel Kober so nachhaltig, dass er einen Mitschnitt des gesamten „Rings“ als CD anregte.

Der Vorabend des „Rings“, „Das Rheingold“, liegt jetzt in einer Box mit zwei CDs und einem knapp gehaltenen Beiheft vor. Online kann der Mitschnitt über die Internet-Seite der Rheinoper heruntergeladen werden. Die übrigen drei „Ring“- Teile sollen bald zunächst als Livestream veröffentlicht werden.

Starker Orchesterklang und Bayreuth-Erfahrung

Was die akustische Qualität angeht, rechtfertigt die Aufnahme in der Tat eine Veröffentlichung auf dem konkurrenzstarken Markt. Der Orchesterklang wird voluminös und transparent eingefangen, auch wenn die Singstimmen bisweilen zu dominant in den Vordergrund gestellt werden. Zu den Pluspunkten der Neuerscheinung gehört auf jeden Fall das hohe Niveau der Duisburger Philharmoniker, das durch Axel Kober, den derzeitigen Chefdirigenten des Orchesters und der Rheinoper, stabilisiert und verfeinert wird.

Für Kober, den Bayreuth-erfahrenen Wagner-Kenner, stand das letzte Jahr ohnehin im Zeichen der Nibelungen-Tetralogie. Den Zyklus dirigierte er nicht nur in Düsseldorf und Duisburg, sondern auch an der Wiener Staatsoper. Der Mitschnitt lässt einen schlanken, unpathetischen, den dramatischen Gehalt betonenden Umgang mit dem Werk erkennen. Weihevolle Ehrfurcht oder tiefgründige Grübeleien sind nicht Kobers Sache. Damit ist ein straffer, spannender Opernabend garantiert, der auch als rein akustisches Erlebnis erstaunlich viel Bühnenluft verströmt.

Konkurrenz von Solti, Karajan und Sawallisch

Dass die Deutsche Oper am Rhein den „Ring“ aus weitgehend eigenen Reihen gleich zweimal besetzen kann, spricht für die vorzügliche Ensemblepflege des Hauses, was den Konkurrenzdruck angesichts der teilweise legendären „Ring“-Einspielungen von Solti und Karajan bis Sawallisch und Janowski aber nicht mindert. So weist die vokale Qualität des „Rings am Rhein“ unüberhörbare Schwankungen auf, vor allem in den kleineren Partien.

Zu den Stärken der Einspielung gehören der Alberich von Jochen Schmeckenbecher und der Mime von Florian Simson, der Loge von Raymond Very und die Erda von Ramona Zaharia. Auch das Riesenpaar ist mit Thorsten Grümbel als Fasolt und Lukasz Konieczny als Fafner ebenso vorzüglich besetzt wie die Fricka mit Katarzyna Kuncio und die Freia von Sylvia Hamvasi. James Rutherford singt den Wotan kultiviert, gestaltet die komplexe Partie aber etwas gleichförmig.

Stimmen mischen sich nicht recht

Im Rheintöchter-Terzett will sich die härtere Stimme von Roswitha Christina Müller als Wellgunde nicht so recht mit den weicher tönenden Stimmen von Heidi Elisabeth Meier als Woglinde und Anna Harvey als Flosshilde mischen. David Jerusalem als Donner und Bernhard Berchtold als Froh können kaum markante Akzente setzen.

Insgesamt ein ambitionierter, hochwertiger Einstieg in eine vielversprechende Neuproduktion des gewaltigen Werks, die in nächster Zeit vervollständigt werden soll.