Dortmund. Triumph von Performance und Tanz in Dortmund: Alexander Ekmans „MIttsommernachtstraum“ ist erstmals in Deutschland zu sehen.
Junge Menschen toben im Heu. Sie springen, werfen das trockene Gras in die Luft. Dabei schreien sie wie übermütige Kinder, lassen ungezügelter Lebensfreude freien Lauf. Es sind die Tage und Nächte kurz vor der Sonnenwende , in denen die Schweden seit Jahrhunderten das Leben feiern. Dann sind alle Verrücktheiten erlaubt. Diesem Ritual setzt Alexander Ekman in seinem Tanzstück „Ein Mittsommernachtstraum“ ein schillerndes Tanz-Denkmal.
In Stockholm 2015 uraufgeführt, ist diese Performance mit sinnlichen, streckenweise berauschenden Bildern erstmals in Deutschland zu erleben – auf die Bühne gebracht vom Dortmunder Ballett, das Samstag im voll besetzten Opernhaus mit frenetischem Begeisterungssturm gefeiert wurde. Zwar heißt es ‚Ballett‘, doch ist es anfangs eher rituelles Tanztheater. Erst im zweiten Teil entwickelt sich eine bizarre Mischung aus neoklassischem Spitzentanz und Gruppen- und Paar-Artistik. Getanzt wird zunächst barfuß unter einem Maibaum und flatternder blau-gelber Flagge, auf Heuballen und Erntefeld, atmosphärisch beleuchtet von Mond- oder Sonnenlicht.
Berauschende Bilder: Alexander Ekmans „Mittsommernachtstraum“ am Dortmunder Ballett
In dieser Kulisse (kreiert vom Choreographen) wedeln und fauchen sie mit Gräsern und Kräutern, kreischen lustvoll. Rhythmisch getrieben wird der Tanz von der mythischen Musik mit Zitaten aus nordischer Folklore, die der Schwede Mikael Karlsson für das Stück komponierte. Stilsicher gespielt von einem Streich-Quartett (plus Schlagzeug) der Dortmunder Philharmoniker.
Es beginnt mit einem schlafenden Träumer (Filip Kvacak), der von einer Hostess (Daria Suzi) geweckt und auf die Felder geschickt wird. Schnell stecken ihn die anderen mit dem Mittsommernachts-Fieber an, das sich in einer mythischen Party austobt. Plötzlich steigt das Ensemble aus seiner Rolle heraus, stellt sich kess an die Rampe, fixiert die Zuschauer, flirtet mit ihnen. Dann geht die Party weiter, bis alle an gedeckten Tischen hocken, langsam vor sich hindämmern.
Im Party-Fieber: Der Dortmunder Tanzabend „Mittsommernachtstraum“ ist voller Energie
Wie Geister huschen einige von ihnen durchs Parkett und kontrollieren, ob die Zuschauer auch schon schläfrig sind. Nach kurzer Erholung (während der Pause) drehen sie auf, mit immer weniger Bekleidung kreischen sie immer schriller und rocken richtig ab. Frauen, Männer. Wer mit wem, das ist in Mittsommernächten egal. Kopflose Gestalten irren (wie auf surrealen Bildern) umher, der Koch trippelt aufgeregt auf Spitzenschuhen.
Drei Grazien vereinen sich in einem akademischen Pas-de-trois- Es gibt starke, groteske Tableaus, die erheitern, aber Rätsel aufgeben. Zu den starken Momenten zählt der „Slow Pas de Deux“ von Daria Suzi und Francesco Nigro: ein erotischer Liebestanz auf dem Boden in Zeitlupen-Tempo. Hier demonstrieren Tanz-Virtuosen und Balance-Künstler, wie sie – auch vier Monate vor der Mittsommernacht - die Fantasie beflügeln. Fazit: eine spektakuläre Bild- und Tanz-Performance!