Essen. Mit Kindern ins Museum? Das ist doch keine Kunst! Museumspädagogen aus Essen und Düsseldorf geben Tipps für einen ganz besonderen Ausflug.

Malen wir uns aus, auch der kommende Sonntag wäre verregnet. Wohin soll der Familienausflug führen? Ins Schwimmbad? Zum Einkaufszentrum, mit Bobbycar im Gepäck? Die Kunst, der verhagelten Laune des Nachwuchses die Stirn zu bieten, erfordert höchste Kreativität. Und Mut. Wie wäre es also mit – einem Museumsbesuch?

Ob Führungen für Kindergärten oder Bastelnachmittage: Die museumspädagogischen Bemühungen haben zu einer gewissen Gelassenheit im Umgang mit jungem Publikum geführt, was auch Familien den Weg ebnet. „Mitbesucherinnen und Mitbesucher erleben das zumeist als sehr anregend und erfrischend, wenn Kinder mit im Hause sind“, hat Peter Daners vom Essener Folkwang Museum beobachtet. „Am Samstag und Sonntag gesellen sich Erwachsene gerne am Rande zu den Kinderführungen, weil die Kinder sich sehr direkt äußern.“

„Kunst ist eine Beschäftigung damit, was einen Menschen eigentlich ausmacht“

Nur kann eine solche Äußerung schon mal lauter werden, lebhafter – und waren Museen nicht diese Häuser, in denen jeder ehrfürchtige Schritt zum Stampfen, jedes Flüstern zum Getöse wird? Angela Wenzel, Museumspädagogin in der Kunstsammlung NRW und Buchautorin („13 Kunstwerke, die du kennen solltest“, Prestel-Verlag) plädiert für elterliches Augenmaß: „Klar ist, dass kleinere Kinder das Museum gerne mit dem eigenen Körper durchmessen – da muss man natürlich Rücksicht nehmen auf andere und Rücksicht auf die Bilder, die ja sehr wertvoll sind. Trotzdem soll es so sein, dass Kinder sich unbefangen im Museum bewegen und sich trauen, Fragen zu stellen.“

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Eltern könnten vor dem Besuch überlegen, wie man sich angemessen verhält – und mit welchen Erkenntnissen man dafür belohnt wird. „Durch die Kunst kann man viel über sich und viel über die Welt erfahren,“ sagt Wenzel. „Kunst ist eine Beschäftigung damit, was einen Menschen eigentlich ausmacht.“

Im Folkwang-Museum, das seine Sammlung jüngst thematisch neu ordnete, könne etwa der Raum mit Doppelporträts interessant sein, so Peter Daners: „Die Betrachter können überlegen, wie stehen die Figuren zueinander, was kann man über ihre Beziehung ablesen?“ Wenn es etwas sinnlicher sein soll: Bei Kinderführungen zeigt Angela Wenzel im Düsseldorfer K 20 gerne das Kandinsky-Werk „Komposition IV“: „Kandinsky war Synästhetiker, er verband Farben mit Klängen und Geschmackserfahrungen.“

Selbst Farben herstellen – etwa „aus einem Sud von Beeren oder Brennnesseln“

Nicht alle Eltern sind Kunstexperten. Was sie aber tun könnten: „Schöne, interessante Farben in der Umgebung zeigen – und dann ins Museum gehen und dort diese Farben finden,“ sagt Angela Wenzel. Oder sogar selbst Farben herstellen: „Etwa mit verschiedenen Erden und Tapetenkleister. Oder aus einem Sud von Beeren oder Brennnesseln.“

Am Ende aber weiß auch die Fachfrau, dass das kindliche Interesse schwer kalkulierbar ist: „Mein Neffe kam ins K20, da war er vier Jahre alt. Er fand schon auch die Bilder interessant, aber noch interessanter die Installation von Olafur Eliasson. Er liebte Lampen. Und wollte damals vor allem wissen, wo kommt das Licht her und wo kommt der Nebel her.“