Los Angeles. Der Paradiesvogel als alter Mann. Mit 71 scheint Ozzy Osbourne am Ende seiner Kräfte. Aber es gibt ein neues Album: Am 21. kommt „Ordinary Man“,

Am Portal der imposanten Villa in Hancock Park, einem Nobelstadtteil von Los Angeles, prangt das Schild: „Never mind the dog – be aware of the owner“ („Scher’ dich nicht um den Hund, Vorsicht vor dem Besitzer“). Doch Ozzy Osbourne, Übervater aller Metal-Barden, besitzt aktuell weder einen scharfen Wachhund noch kann er diese Funktion selbst ausüben. Im Gegenteil: Der 71-Jährige ist ein alter, kranker, schwacher Mann, der einen Stock zum Gehen benötigt, es nur mit Mühe in den plüschigen Sessel seines privaten Keller-Kinos schafft, keine fünf Minuten ruhig sitzen kann und viel unverständliches Gestammel von sich gibt, während er gleichzeitig extrem schwerhörig ist.

Kurzum: Ein Gespräch mit der Ikone zu führen, ist alles andere als leicht. Es tut weh, Helden der Jugend von einst in dieser Verfassung zu sehen. Ein angebrochenes Genick, Finger-Infektionen, Lungenentzündung: zuletzt mehrten sich die Krankenhausaufenthalte. Ozzy klagt über Schmerzen in Armen, Beinen samt Nacken, und man fragt sich, was wohl als nächstes kommt. „Das letzte Jahr war der reinste Horror. Dabei rauche und trinke ich schon lange nicht mehr. Ich nehme auch keine Drogen. Trotzdem passiert mir dieser Mist!“

„Ordinary Man“ ist das neue Album Ozzy Osbournes. Er hat reichlich prominente Eskorte

Die Szene hat etwas Tragisches: Der Mann, der mit Black Sabbath wie als Solist seitenweise Musikgeschichte schrieb, zeigt eben nicht die Ausnahme-Kondition eines Keith Richards. Osbourne hat über Jahrzehnte hinweg alles Erdenkliche an Alkohol und Drogen verputzt und sogar lebendige Ameisen geschnupft. Und jetzt hat man bei ihm auch noch Parkinson 2 diagnostiziert, eine erste, noch milde Form der Nervenkrankheit.

„Ich habe gerade eine ziemliche Pechsträhne“, so der Hausherr trocken. Ozzy gibt zu (siehe Info-Kasten), er wolle sich „nicht die Blöße geben, da rauszugehen und mich gleich wieder auf die Fresse zu legen. Ich will nicht zur Lachnummer werden. Das wird nicht passieren.“ Ein Clown ja, keine Parodie. Immerhin steht Ozzy für über 100 Millionen verkaufter Tonträger.

Die Begegnung mit der Metal-Legende in Osbournes Villa hat tragische Züge

Mit seinem Comeback-Album „Ordinary Man“, dem ersten Studio-Epos seit zehn Jahren, legt er ein überzeugendes Spätwerk vor. Es ist ein 10-Song-Parcours, bei dem Ozzy von einer exquisiten Band um Slash, Duff McKagan (beide Guns N’Roses), Tom Morello (Rage Against The Machine), Elton John (!) und Chad Smith (Red Hot Chili Peppers) begleitet wird. Eingespielt wurde es in gerade mal drei Wochen, und der Altmeister bewegt sich stilsicher zwischen Hardrock, Metal, opulenten Power-Balladen und einer Prise Hardcore-Punk.

Inhaltlich geht es um Nettigkeiten wie Kannibalen, Dämonen, fiese Aliens, aber auch die eigene Halbwertszeit. Ein Grenzgang zwischen humorvollem Hard-Rock-Entertainment und beklemmender Morbidität. Das Ganze klingt doch arg nach Abschied.

Zumal Ozzy im Verlauf des Interviews immer wehleidiger und nostalgischer wird: „Es sind so viele gute Musiker von uns gegangen. Und ich weiß beim besten Willen nicht, warum ausgerechnet ich noch lebe. Ich schätze, ich hatte einfach Glück. Also bis jetzt…“

Ein Treffen, das nachdenklich stimmt. Gestützt von John, seinem Assistenten, meistert Ozzy die Stufen zurück ins Wohnzimmer nur unter größten Anstrengungen. Ein trauriger Anblick.

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ABSAGE DER TOUR

Am 18. Februar hat Ozzy Osbourne geplante Auftritte in Nordamerika abgesagt. Er müsse sich ab April „sechs bis acht Wochen lang“ in der Schweiz behandeln lassen.

Er wolle die Tournee nicht erst starten und dann abbrechen: „Das ist für die Fans nicht fair“. Das nächste Konzert soll dann im Oktober in Osbournes alter Heimat England sein.